Berlin, 07. Nov – Der in Deutschland gegründete Kurznachrichtendienst Mastodon verzeichnet seit der Twitter-Übernahme von Elon Musk Rekordwerte bei der Registrierung von neuen Nutzern. Seit dem 27. Oktober, ein Tag vor der Musk-Übernahme, wurden knapp 500.000 neue Profile erstellt, wie Firmengründer Eugen Rochko auf seinem Profil schreibt. „Das ist ziemlich cool“, freut er sich über den Zuwachs. Die Gesamtzahl der monatlich aktiven Nutzer sei auf über eine Million gestiegen (Stand: 7. November). Damit ist der Abstand zu Twitter mit seinen 238 Millionen Nutzern pro Tag aber noch riesig. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Twitter-Konkurrenten:
WAS IST MASTODON?
Mastodon ist eine kostenlose Plattform für Kurznachrichten, wo man trötet statt tweetet und teilt statt retweetet. Nicht ein blauer Vogel, sondern ein blauer Mammut ist das Logo der Website. Einzelne Posts dürfen bis zu 500 Zeichen lang sein, auch Fotos und Videos können geteilt werden. Nachrichten werden favorisiert und Profile werden gefolgt.
Soweit ziemlich ähnlich zu Twitter, dennoch unterscheiden sich die beiden Plattformen vor allem in ihrem Geschäftsmodell. Mastodon ist eine gemeinnützige Organisation ohne Werbung, die zum Großteil aus Spenden und Sponsoring finanziert wird. Zudem erscheinen Posts chronologisch, das heißt: Algorithmen – die auf Basis des Verhaltens eines Nutzers unter anderem bestimmen, in welcher Reihenfolge Posts erscheinen oder welche Werbung angezeigt wird – gibt es nicht.
WIE MELDE ICH MICH AN?
Um das Mastodon-Netzwerk aktiv nutzen zu können, muss man ein Profil erstellen. Dieser Prozess unterscheidet sich vom Anmeldeprozess bei anderen sozialen Medien, weil man sich nicht bei der Seite direkt, sondern bei einem Server anmelden muss. Das ist am besten vergleichbar mit dem Erstellen einer E-Mail-Adresse. Man schließt sich einem bestimmten Dienstleister wie Outlook oder Gmail an, kann aber jede Person oder Einrichtung kontaktieren, die eine eigene Adresse hat. Das heißt in dem Fall: Unabhängig vom Anbieter wird man Teil der Community.
Sobald die Wahl für einen bestimmten Server getroffen wurde und ein Account erstellt ist, kann man auf Mastodon unter anderem Profilen folgen, Privatnachrichten senden und Themen über Hashtags verfolgen.
WARUM FUNKTIONIERT MASTODON ÜBER VERSCHIEDENE SERVER?
Mastodon ist ein dezentrales Netzwerk. Verschiedene Server, die unter anderem durch Privatorganisation oder Vereine betrieben werden, bilden zusammen die Plattform. Auch die Europäische Union (EU) und die Bundesregierung betreiben ihre eigenen Server.
Die verschiedenen Server unterscheiden sich in ihrer Größe, in der gesetzten Zielgruppe aber vor allem in ihren Nutzerbedingungen. Mit Blick auf Datenschutz, Online-Regulierung und freie Meinungsäußerung ist Letzteres eine Methode, mit den großen Dilemmata des Internets umzugehen. So können Server jeweils für sich entscheiden, ob und wann sie andere Server blockieren und auf welcher Basis – wenn überhaupt – die Inhalte ihrer Nutzer moderiert werden.
Weil Mastodon ein dezentrales Netzwerk ist, können alle, die wollen, ein Server betreiben. So kam es dazu, dass die rechtsextreme Plattform Gap im Jahr 2019 begann, einen Server zu betreiben. Zuvor war Gap von Google und Apple gesperrt worden. „Zwar haben wir mit der Veröffentlichung unseres Quellcodes … auf die Möglichkeit verzichtet, zu entscheiden, wer unsere Software nutzen darf und wer nicht, aber wir können immer noch entscheiden, mit wem wir als Projekt zusammenarbeiten“, teilte Mastodon damals in einer Stellungnahme mit. Demnach werden Server, die Inhalte ihrer User mit Blick auf Sexismus und Rassismus erfolgreich moderieren, von dem Unternehmen gelistet und vorgeschlagen.
WER IST GRÜNDER EUGEN ROCHKO?
Mastodon wurde im Jahr 2016 durch Eugen Rochko gegründet und nach den in der Eiszeit lebenden Verwandten der Mammuts benannt. Bis heute ist der Computerwissenschaftler, der in Jena studierte, mit einem Gehalt von 2400 Euro pro Monat der einzige Angestellte in Vollzeit. Gerüchte hätten ihn zur Entwicklung der Twitter-Alternative gebracht, sagte Rochko Anfang dieses Jahres im Reuters-Interview. Damals erwog PayPal-Gründer Peter Thiel den Kauf von Twitter. Sechs Jahre später hat Thiels ehemaliger Co-Chef Elon Musk Twitter für 44 Milliarden Euro übernommen. Seitdem ist das Interesse der Nutzer an Alternativen gestiegen – Mastodon hat so viele Nutzer wie nie zuvor.
Twitter-Alternative Mastodon im Aufschwung
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
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