Frankfurt, 11. Apr (Reuters) – Trotz des positiv aufgefassten Wahlergebnisses in Frankreich setzen sich Europas Anleger zum Wochenstart nicht „en Marche“. Der Dax verlor am Monatg 0,8 Prozent auf 14.167 Punkte, der EuroStoxx50 gab ein halbes Prozent auf 3838 Zähler nach. Auch der von Amtsinhaber Emmanuel Macron erzielte Vorsprung bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl reiche nicht, um für große Erleichterung auf dem Parkett zu sorgen, sagte Thomas Altmann, Portfolio-Manager vom Vermögensverwalter QC Partners. „Dafür wiegen die anderen Themen aktuell zu schwer.“
Nachdem knappe Umfrageergebnisse zwischen Macron und seiner rechtsextremen Herausforderin Marine Le Pen zuletzt die Anleger im Land aufgeschreckt hatte, drehte der französische Aktienindex CAC 40.FCHI im Handelsverlauf leicht ins Plus. „Die Volatilität an den französischen Aktienmärkten dürfte hoch bleiben“, sagte Pierre Veyret, Analyst von ActivTrades. Le Pen verunsichert Investoren vor allem mit ihrer Agenda von Protektionismus, Steuersenkungen und Verstaatlichungen.
EURO FESTER – WARTEN AUF STICHWAHL
Am Devisenmarkt zeigten sich Anleger zunächst erleichtert. Der Euro zog am Montag um bis zu 0,7 Prozent an, bevor er sich mit 1,0923 Dollar etwa 0,4 Prozent höher einpendelte. „Es ist etwas Unterstützung“, sagte Westpac-Stratege Imre Speizer mit Blick auf Macrons Vorsprung vor Le Pen. Ein überraschender Sieg von Le Pen am 24. April könnte Börsianern zufolge dem Euro vergleichbar zusetzen wie der Schock über das Brexit-Votum 2016 zum Austritt Großbritanniens aus dem Europäischen Union dem Pfund Sterling.
„Während Macrons Vorsprung in der ersten Runde gegenüber Le Pen größer war als 2017, deuten die Umfragen auf ein viel engeres Rennen für die zweite Runde hin“, warnten indes die Analysten der Danske Bank. Die Rendite 10-jährigerFR10YT=RR französischer Anleihen lag wenig verändert bei 1,275 Prozent und damit in der Nähe des höchsten Stands seit Mitte 2015, der am Freitag mit 1,296 Prozent erreicht worden war. Der Abstand zwischen der französischen 10-jährigen Rendite und der deutschen Rendite verringerte sich um vier Basispunkte.DE10FR10=RR „Da Macrons Wiederwahl noch lange nicht sicher ist, werden die Märkte die Umfragen in den kommenden zwei Wochen genau beobachten.“
SOCGEN PUNKTET MIT RÜCKZUG AUS RUSSLAND
Bei den Einzelwerten setzte sich die französische Großbank Societe Generale (SocGen) mit einem Kursplus von bis zu 8,2 Prozent ab. Das Institut kündigte an, ihre russische Tochter Rosbank und deren Versicherungstöchter an den russischen Milliardär Wladimir Potanin zu verkaufen und sich damit geordnet aus Russland zurückzuziehen.
Die gestiegenen Renditen von Staatsanleihen im Vorfeld der Sitzung der Europäischen Zentralbank sowie vor anstehenden Inflationszahlen aus den USA sorgten generell für Rückenwind bei Banken und Versicherungen. Der entsprechende Branchen-Index.SX7E legte 1,5 Prozent zu. Münchener Rück, Allianz und Deutsche Bank gehörten mit einem Plus von mehr als einem Prozent zu den größten Dax-Kursgewinnern.
ÖLPREIS UNTER DRUCK
Ungeachtet der Diskussion um ein mögliches Ölembargo gegen Russland geriet am Rohstoffmarkt der Ölpreis unter Druck. Rohöl der Sorte Brent aus der NordseeLCOc1 und US-Öl WTICLc1 gaben mehr als zwei Prozent auf 100,39 Dollar und 95,76 Dollar pro Barrel nach. „Die Freigabe strategischer staatlicher Ölreserven dürfte die Marktverknappung in den kommenden Monaten etwas abmildern“, sagte UBS-Analyst Giovanni Staunovo.
Im Blick behielten die Anleger auch die Absperrungen der chinesischen Behörden in Shanghai mit mehr als 26 Millionen Einwohnern, um den schwersten Corona-Ausbruch seit zwei Jahren einzudämmen. „Wenn die Omikron-Welle in China auf andere Städte übergreift, ist zu befürchten, dass die Null-Covid-Politik zu ausgedehnten Sperrungen führt, die sich negativ auf die Industrieproduktion und den Binnenkonsum auswirken“, sagte Jeffrey Halley, Marktanalyst beim Brokerhaus Oanda.
Trotz Frankreich-Wahl Tristesse an Europas Börsen
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