Berlin, 30. Mai (Reuters) – Die deutsche Tourismusbranche setzt mit Abebben der Corona-Krise auf bessere Geschäfte und hofft auf weitere Unterstützung der Politik. „Dort, wo es um privates Reisen und Ausgehen geht, sehen wir eine deutlich anziehende Nachfrage“, sagte der neue Präsident des Branchenverbands BTW, Sören Hartmann, am Montag auf dem Tourismusgipfel in Berlin.
„Die Reiselust der Menschen ist groß.“ Selbst neu aufflammende Krisen bremsten hier kaum, sagte Hartmann etwa mit Blick auf den Ukraine-Krieg, denn nach zwei reisearmen Jahren gebe es Nachholbedarf. „In weiten Teilen unserer Branche ist deshalb auch wieder Optimismus zu erkennen.“
Das Wiederhochfahren im Tourismus habe begonnen. „Wir fordern, dass die Politik dafür Sorge trägt, dass dieser Neustart nachhaltig gelingt.“ So müssten Hilfen so lange gewährt werden, wie sie in weiter corona-betroffenen Bereichen notwendig sei, mahnte der Chef des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW). Zudem dürfe es keine neuen bürokratischen Lasten geben.
Schleppender laufe derzeit noch der Geschäftsreisesektor. Erste internationale Messen und größere Veranstaltungen ließen aber auch hier auf bessere Zeiten hoffen. Offen sei jedoch, ob diese Sparte das Vorkrisenniveau von 2019 wieder erreiche oder ob Videokonferenzen kleinere Events und Termine dauerhaft ersetzten. „Das bleibt eine spannende Frage“, sagte Hartmann, der Chef des Touristik-Konzerns DER und Rewe-Vorstand ist.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte, Tourismus leide unter der Virus-Pandemie und hoher Inflation. Die größte Krise sei aber die Erderwärmung. Die Reisebranche müsse sich hier besser wappnen. Denn Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sicherten die wirtschaftliche Basis des Tourismus.
Der BTW-Chef betonte, dass die Branche auch 2021 vom Vorkrisenniveau von 2019 noch weit entfernt war. „Die Pandemie war für den Tourismus eine Vollbremsung nach jahrzehntelangem dynamischem Wachstum.“ So habe es 70 Prozent weniger Passagiere an Deutschlands Flughäfen gegeben, 70 Prozent weniger Touristen weltweit und 70 Prozent weniger Umsatz bei den Reiseveranstaltern und Reisebüros in Deutschland.
„Nimmt man die beiden Coronajahre 2020 und 2021 zusammen, musste das Gastgewerbe einen Umsatzverlust von fast 75 Milliarden Euro verkraften, bei den Reiseveranstaltern und Reisebüros waren es fast 50 Milliarden Euro“, sagte Hartmann. Zum Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine fügte er hinzu: „Es gibt kein besseres Gegengewicht zum Krieg als den Tourismus.“ Habeck erklärte, Tourismus sei das Gegenteil von Abschottung und Diktatur und stehe für eine offene Welt.
Tourismusbranche hofft auf Aufwind – Habeck mahnt vor Klimawandel
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