Freitag, April 26, 2024
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Tesla zündet die nächste Wachstumsstufe

San Francisco/Hamburg, 02. Mrz – Tesla-Chef Elon Musk ist für seine oft mit viel Pathos vorgetragenen Visionen bekannt. Beim Investorentag verzichtete er jedoch auf Knalleffekte und Showeinlagen. Die von ihm im Beisein von mehr als einem Dutzend Managern am späten Mittwochabend präsentierten Pläne haben es dennoch in sich: Tesla will die Produktionskosten mit der nächsten Fahrzeuggeneration halbieren. Damit wäre der Elektroautobauer in der Lage, wie von Tesla-Enthusiasten lange ersehnt, günstigere Fahrzeuge zu Preisen von unter 30.000 Dollar anzubieten. Tesla würde zu einem Massenhersteller, der es mit den beiden weltgrößten Autobauern Volkswagen und Toyota aufnehmen kann. 

Anders als sonst bei Präsentationen nahm die gesamte Tesla-Führung neben Musk auf der Bühne Platz – ein Hinweis darauf, dass der extrovertierte Unternehmer das Image einer Ein-Mann-Show abstreifen und stärker sein Team in Szene setzen will. Finanzchef Zach Kirkhorn sagte, Tesla müsse sechsmal mehr investieren als bisher, um sein langfristiges Ziel zu erreichen, die Produktion auf 20 Millionen Fahrzeuge im Jahr zu steigern. Das entspräche einer Verzehnfachung der derzeitigen Kapazität und etwa dem Doppelten, was Volkswagen und Toyota derzeit jeweils jährlich vom Band laufen lassen. Die Kosten bezifferte er auf rund 175 Milliarden Dollar.

Musk sagte, Tesla benötige zehn Modelle, um dieses Ziel zu erreichen. Bei einer Produktion von je zwei Millionen Stück würde dies 20 Million im Jahr bedeuten. Zum Vergleich: Der japanische Weltmarktführer Toyota liefert von seinem meistverkauften Modell Corolla nur knapp eine Million Fahrzeuge aus. Einige Analysten halten das bis 2030 ausgegebene Wachstumsziel deshalb für utopisch. Selbst die Hälfte wäre ambitioniert, sagt Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „Aber selbst acht oder zehn Millionen wären real bad news für die deutsche Autoindustrie.“

Erreichen will Tesla das Ziel durch eine noch stärkere Automatisierung der Produktion und neue Werke. Im Fahrzeugbau ist Tesla schon jetzt führend und verfügt dadurch über eine Ertragskraft, von der viele Konkurrenten nur träumen können. Der Produktivitätssprung versetzt Tesla auch in die Lage, die Preise zu senken. Musk erhöht damit den Druck auf andere Hersteller, ebenfalls die Preise zu kappen. Im Gegensatz zu Tesla verdienen die Rivalen aber kaum an E-Autos oder verlieren sogar Geld. 

ALLE 45 SEKUNDEN EIN NEUES AUTO

Chefingenieur Lars Moravy sagte, Tesla werde die nächste Generation seiner Fahrzeuge zur Hälfte der Kosten produzieren, zu denen die aktuellen Modelle 3 und Y vom Band laufen. Er beschrieb die künftige Fertigung als ein Baukastensystem, bei dem Modulgruppen zusammengesteckt werden. Dadurch würde erheblich Zeit gespart. Ziel sei, alle 45 Sekunden ein Auto vom Band rollen zu lassen, sagte Tesla-Manager Tom Zhu, der als neuer globaler Produktionschef für Verkauf, Lieferung und Service sowie alle Giga-Fabriken zuständig ist. Zudem werden neben den Giga-Fabriken in den USA, Deutschland und China weitere Produktionsstätten benötigt. Musk bestätigte den Bau eines neuen Werks in Mexiko. 

Der Autohersteller fertigt aktuell vier Modelle, die in ihren Segmenten jeweils im oberen Drittel der Preisskala angesiedelt sind. Dadurch konnte Tesla in den vergangenen Jahren die Ausweitung der Produktion finanzieren. Der Cybertruck, dessen Einführung bereits mehrfach verschoben wurde, soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, teilte Tesla mit. Zu weiteren Modellen äußerte sich Musk nicht. 

Laut Insidern überarbeitet der Konzern unter dem Projektnamen Juniper derzeit sein Erfolgsmodell Y. Die Änderungen beträfen sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch die Innenausstattung des Fahrzeugs, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Produktion soll 2024 beginnen.

„JUNIPER“ UND „HIGHLAND“ SOLLEN NEUEN SCHWUNG BRINGEN

Tesla hat Unternehmenskennern zufolge bereits damit begonnen, sein Werk in Shanghai für die überarbeitete Version des Model 3 umzurüsten. Dieses Projekt läuft unter dem Codenamen Highland. Analysten fordern schon länger eine Überarbeitung der Modellpalette. Damit könnte Tesla auf Märkten wie China und den USA, wo der E-Auto-Pionier durch Konkurrenten immer stärker unter Druck gerät, neuen Schwung aufnehmen. 

Es sei wichtig, dass Tesla den Kompakt-SUV Y frisch halte, denn es sei nicht nur der Verkaufsschlager des Konzerns, sondern auch das meistverkaufte Elektrofahrzeug überhaupt, sagte Ed Kim, Chefanalyst von AutoPacifc. Er geht davon aus, dass Tesla seinen Produktivitätsvorsprung durch die Projekte Highland und Juniper weiter ausbauen kann. 

Der prominente Tesla-Investor Ross Gerber twitterte, die Präsentation auf dem Investorentag sei ein Wink mit dem Zaunpfahl für die nächste Fahrzeuggeneration. „Sie haben alles dargelegt. 50 Prozent weniger Baukosten. Das würde einen EV in der Preisspanne von 25-30.000 Dollar ermöglichen!“ 

Die Anleger zeigten sich in Ermangelung neuer Modellankündigungen jedoch unbeeindruckt: Die Tesla-Aktien fielen im nachbörslichen Handel um mehr als fünf Prozent.

Tesla zündet die nächste Wachstumsstufe

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von PaulaPaulsen auf Pixabay

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