San Francisco/Bangalore, 19. Okt – Der erfolgsverwöhnte US-Autobauer Tesla kann trotz Umsatz- und Gewinnwachstum Sorgen der Anleger über Bremsspuren durch den Wirtschaftsabschwung nicht vertreiben. „Ich würde nicht sagen, dass wir rezessionssicher sind, aber sicherlich rezessionsresistent“, sagte Tesla-Chef Elon Musk nach Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal am Mittwoch. Die Nachfrage im laufenden Quartal sei hervorragend.
Dennoch räumte Musk ein, dass Tesla das Ziel von 50 Prozent Absatzplus im Gesamtjahr knapp verfehlen wird. Der Elektroautopionier verpasste bei Umsatz und Ergebnis außerdem die Erwartungen von Analysten, sodass die Aktie nachbörslich um sieben Prozent absackte. Seit einem Rekordhoch im November vergangenen Jahres haben die Papiere rund die Hälfte an Wert verloren. Musk stellte Aktienrückkäufe im Volumen von fünf bis zehn Milliarden Dollar in Aussicht.
Von Juli bis September fuhr Tesla einen Umsatz von 21,45 Milliarden Dollar ein bei einem Absatz von fast 344.000 Fahrzeugen (plus 35 Prozent). Das war gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar ein Erlösanstieg von 56 Prozent. Von Refinitiv befragte Analysten hatten im Schnitt aber mit fast 22 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet. Der Nettogewinn verdoppelte sich auf 3,3 Milliarden Dollar – doch auch da waren die Prognosen höher. Steigende Kosten in der Autoproduktion machten sich bei der Bruttomarge bemerkbar.
Sie verharrte auf dem Niveau des zweiten Quartals mit 27,9 Prozent und war damit zweieinhalb Prozentpunkte niedriger als vor Jahresfrist. Höhere Logistikkosten belasteten, und der starke Dollar brockte Tesla einen negativen Wechselkurseffekt von 250 Millionen Dollar ein.
„Die Inflation der Rohstoffkosten beeinträchtigte unsere Rentabilität zusammen mit den Ineffizienzen der neuen Fabriken in Berlin und Texas und der Produktion der neuen 4680-Batterien“, teilte Tesla mit. Nach Medienberichten kämpft der der US-Konzern mit Problemen beim Einführen eines neuen Produktionsverfahrens bei Batterien, das große Kostenvorteile bringen soll. „Es gibt noch Herausforderungen, die wir noch nicht überwunden haben. Keine Frage“, sagte Geschäftsführer Andrew Baglino.
MUSK BRAUCHT GELD FÜR TWITTER
Der Abschwung der Wirtschaft wird nach Einschätzung von Analysten nicht spurlos an dem an der Börse am höchsten bewerteten Autobauer der Welt vorbeigehen. Anzeichen dafür seien kostenträchtige Lagerbestände – ein Novum für den Elektroautopionier, der bislang immer weniger Fahrzeuge produzierte als er verkaufen konnte. Im Schlussquartal werde Tesla aber wieder alle produzierten Autos verkaufen, erklärte Musk.
Der Tesla-Chef, der auch dank der hohen Bewertung seiner Aktienpakete der reichste Mensch der Welt und mit knapp 15 Prozent der größte Anteilseigner ist, beschwor das Potenzial seiner Firma an der Börse. Tesla könne mehr wert sein als die beiden Riesen-Konzerne Apple und Saudi Aramco zusammen. Die Marktkapitalisierung von Tesla liegt derzeit unter 700 Milliarden Dollar, während Apple 2,3 Billionen Dollar und der Ölproduzent Saudi Aramco 2,1 Billionen Dollar wert sind.
Analysten hatten erwartet, dass sich Musk optimistisch über Tesla äußern würde. Sie vermuten, dass Musk zur Finanzierung seines Twitter-Deals nach dem Tesla-Quartalsbericht möglicherweise weitere Aktien im Wert von etwa drei Milliarden Dollar verkaufen muss. Die Frist läuft bis zum 28. Oktober, um das Geschäft abzuschließen. Er sei begeistert über den 44 Milliarden Dollar schweren Kauf von Twitter, auch wenn er wie andere Investoren zuviel für das Social-Media-Unternehmen bezahle. „Das langfristige Potenzial von Twitter ist nach meiner Ansicht in einer höheren Größenordnung als dem derzeitigen Wert.“
Tesla enttäuscht Wachstumsphantasie – Aktie auf Talfahrt
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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