Mittwoch, April 17, 2024
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Telekom-Fusion in Spanien Testfall für europäische Konsolidierung

Stockholm/Brüssel, 26. Jul (Reuters) – Die milliardenschwere Fusion der Telekom-Betreiber Orange und MasMovil in Spanien könnte zu einem Testfall für die künftige Linie der europäischen Kartellbehörden werden. Seit Jahren spricht die Branche über Konsolidierung. Doch die Wettbewerbshüter scheuten oft davor zurück, eine Verkleinerung der Zahl der Anbieter zu erlauben – höhere Preise, weniger Auswahl, geringere Qualität wären die Folgen. Doch diesmal könnten sich die Kartellbehörden Branchenexperten zufolge offener für Fusionspläne der Telekom-Anbieter zeigen, die immense Investitionen in den neuen Mobilfunkstandard 5G stemmen müssen. Außerdem habe die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig Kommunikationsnetze sind. „Es ist ein echter Lackmustest für den Sektor, der die Türen für andere Möglichkeiten öffnen könnte“, sagt CCS-Insight-Analyst Kester Mann. So könne die Genehmigung den Weg für ähnliche Deals in Großbritannien, Frankreich, Italien und Portugal ebnen.

Ein Zusammenschluss zwischen Orange und MasMovil, dem zweit- beziehungsweise viertgrößten spanischen Netzbetreiber, ist der erste große Deal im Telekomsektor, seit die EU-Wettbewerbshüter 2016 den 12,6 Milliarden Dollar schweren Kauf der britischen Telefonica-Mobilfunksparte O2 durch CK Hutchison blockierte. Seitdem haben sich die Telekom-Transaktionen in Europa auf den Zuwachs an Abonnenten oder Kapazitäten konzentriert, ohne die Wettbewerbslandschaft zu verändern. Der spanische Zusammenschluss ist jedoch groß genug, um nach einer vorläufigen Prüfung eine umfassende, viermonatige Untersuchung durch die Kommission nach sich zu ziehen, hieß in Branchenkreisen.

AUS VIER WERDEN DREI?

MasMovil hat aber nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen kein großes Mobilfunknetz in Spanien und ist zuversichtlich, dass die Regulierungsbehörden nicht allzu streng sind und für eine Genehmigung keine weitreichenden Bedingungen stellen. Orange wolle dabei auf den Ausbau des Glasfasernetzes in Spanien und die Expansion der Mobilfunkunternehmen in Bereiche wie Breitband als Beweis für den starken Wettbewerb im Land verweisen. Die Kommission erklärte, sie sei von den Unternehmen noch nicht über die Transaktion informiert worden. Dies würde eine Prüfung auslösen.

In Europa gibt es in vielen Ländern vier Telekommunikationsanbieter, die sich auf kleinen Märkten um Anteile streiten. Das führe Analysten zufolge in der Regel zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher und weniger Gewinn für die Unternehmen. In den USA gibt es dagegen nur drei Konkurrenten – AT&T, Verizon und T-Mobile. Das kann zu höheren Preisen für die Kunden und höheren Gewinnen für die Unternehmen führen.

Die größten europäischen Telekom-Anbieter, die in mehreren Ländern aktiv sind, sind Vodafone, Orange, Telefonica und Deutsche Telekom. Transaktionen, die die Anzahl der Wettbewerber auf dem Kontinent ebenfalls von vier auf drei reduzieren würden, könnten den Unternehmen laut Analysten langfristig zugutekommen. Der britische Mobilfunkbetreiber Three UK, der CK Hutchison gehört, hatte jüngst nochmal betont, dass ein Markt mit vier Anbietern für die Unternehmen nicht tragfähig sei. Analysten zufolge würde ein Zusammenschluss von Three UK mit Vodafone in Großbritannien Sinn machen. 

Telekom-Fusion in Spanien Testfall für europäische Konsolidierung

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Titelfoto: Symbolfoto

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