Freitag, November 15, 2024
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Tausende Twitter-Mitarbeiter warten auf Kündigungs-Mails

Update New York, 04. Nov – Büros gesperrt, Systemzugang blockiert – bei Twitter bangen Tausende Beschäftigte um ihren Job. Nach der Übernahme durch Milliardär Elon Musk stehen Massenentlassungen unmittelbar bevor. Der Social-Media-Konzern kündigte an, die Belegschaft bis Freitag, 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ), per E-Mail zu informieren, wer gehen müsse und wer bleiben dürfe.

„In dem Bemühen, Twitter auf einen gesunden Weg zu bringen, werden wir den schwierigen Prozess eines Abbaus der weltweiten Belegschaft gehen“, heißt es in der E-Mail, die Reuters seit Donnerstagabend vorliegt. Nach internen Plänen, über die Reuters berichtet hatte, will sich Musk von 3700 Mitarbeitern, etwa der Hälfte der Belegschaft, trennen.

„Wenn Sie im Büro sind oder auf dem Weg dorthin, gehen Sie bitte wieder nach Hause“, hieß es in der E-Mail. Wer bleiben darf, werde über seine dienstliche E-Mail-Adresse informiert. Wer gehen muss, erhalte Anweisungen über die nächsten Schritte über seine private E-Mail-Adresse. Bis dahin blieben die Büros geschlossen, alle Zugangskarten würden deaktiviert, „um die Sicherheit aller Mitarbeiter, der Twitter-Systeme und der Kundendaten zu gewährleisten“, wie es hieß.

„DER LETZTE TAG, AN DEM TWITTER TWITTER WAR“

Einige Mitarbeiter schrieben auf ihren Twitter-Accounts, ihre Zugänge zur IT seien schon blockiert – ein Zeichen, dass sie wohl ihren Job verlören. „Letzter Donnerstag im Büro in SF (San Francisco), tatsächlich der letzte Tag, an den Twitter Twitter war“, schrieb Nutzerin Rachel Bonn. Sie sei gerade von ihrem Laptop-Zugang getrennt worden. Sie habe einen neunjährigen Sohn und sei im achten Monat schwanger. Das Unternehmen war für seine offene Firmenkultur bekannt.

Das Kuratoren-Team, das bisher die besten Tweets hervorheben und einordnen soll, sei entlassen worden, schrieben Mitarbeiter auf Twitter. Die Büros von Twitter am Londoner Piccadilly Circus waren am Freitag nicht nur verwaist. Alle Hinweise auf Twitter im Gebäude wurden bereits entfernt. Sicherheitsleute sagten, es werde renoviert.

Eine Woche nach der 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme durch den Gründer des Elektroautobauers Tesla ist die Verunsicherung bei Twitter groß. Zweimal wurde im Laufe der Woche zu Versammlungen für alle Mitarbeiter eingeladen, nur um sie Stunden später wieder abzusagen. Mitarbeiter sagten Reuters, sie müssten sich ihre Informationen selbst aus den Medien, aus anonymen Internetforen und privaten Chatgruppen zusammensuchen. Als erste Maßnahme nach der Übernahme hatte Musk, bekannt für einen exzentrischen Führungsstil, Twitter-Chef Parag Agrawal und weitere hochrangige Manager gefeuert. Marketing-, Anzeigen- und Personalchefs folgten im Lauf der Woche.

Beschäftigte in den USA reichten bereits am Donnerstag eine Sammelklage gegen Twitter ein. Sie werfen dem Unternehmen vor, die bei Massenentlassungen vorgeschriebene 60-Tages-Frist nicht einzuhalten. Das verstoße gegen kalifornisches Recht und Bundesrecht.

GEHT TWITTER BEI KONGRESSWAHLEN IN DIE KNIE?

Zwei Insidern zufolge hat Musk auf dem internen Slack-Kanal gefordert, mehr als eine Milliarde Dollar Infrastruktur-Kosten – etwa für Server und Cloud-Dienste – einzusparen, zwischen 1,5 und drei Millionen Dollar pro Tag. Betitelt war seine Nachricht mit „Deep Cuts Plan“ (Plan für tiefe Einschnitte). Mitarbeiter fürchten nun, dass das Twitter-Netzwerk bei großem Datenverkehr – etwa zu den Kongresswahlen am Dienstag – zusammenbrechen könnte.

Auch Werbekunden gehen auf Distanz. Volkswagen und der Lebensmittelriese General Mills legten ihre Werbebuchungen auf der Social-Media-Plattform auf Eis. Nachdem Twitter seine Richtlinien überarbeiten wolle, empfahl der Wolfsburger Autobauer seinen Marken, „ihre bezahlten Aktivitäten auf der Plattform bis auf Weiteres einzustellen“, wie Volkswagen mitteilte. Audi hat das schon getan. Der Oberklasse-Konkurrent Mercedes-Benz wartet noch ab. „Falls die Plattform künftig nicht mehr in Einklang mit unseren Zielen und Werten steht, werden wir natürlich unsere Präsenz anpassen“, sagte ein Sprecher. Twitter erwirtschaftete mit Werbung zuletzt mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen.

Tausende Twitter-Mitarbeiter warten auf Kündigungs-Mails

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Mizter_X94 auf Pixabay

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