Frankfurt, 11. Okt – Europas Börsen sind am Dienstag den fünften Handelstag in Folge auf Talfahrt gegangen. „Eine galoppierende Inflation mit einer einhergehenden restriktiven Geldpolitik, geopolitische Spannungen und die Angst vor einer Rezession belasten fundamental die Aktienmärkte“, sagte Investmentexperte Salah Bouhmidi vom Handelshaus IG Europe. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Kursverluste bleibe deswegen hoch.
Dax und EuroStoxx50 fielen am Dienstagnachmittag um jeweils ein halbes Prozent auf 12.197 und 3339 Punkte. Auch an den US-Börsen deutete sich eine schwächere Eröffnung an. „Die günstigen Bewertungen reichen den meisten im Moment als Kaufargument nicht aus“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Auch an den Rohstoffmärkten waren die Konjunkturpessimisten in der Überzahl. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,3 Prozent auf 94,95 Dollar je Barrel (159 Liter) und Kupfer um 0,2 Prozent auf 7561 Dollar je Tonne. Hier drücke zusätzlich das Wiederaufflammen der Coronavirus-Pandemie beim Top-Abnehmer China auf die Stimmung, sagten Börsianer.
BOE GREIFT ERNEUT IN ANLEIHEMARKT EIN
Parallel dazu zwangen die jüngsten Kursturbulenzen am Anleihemarkt die Bank von England (BoE) zum erneuten Eingreifen. Sie kündigte Not-Käufe inflationsgeschützter Bonds an, nachdem die Rendite der zehnjährigen Papiere zum Wochenauftakt auf ein Rekordhoch von 1,356 Prozent gestiegen war. „Das wirkt alles ziemlich chaotisch und panisch“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die BoE werde sicher noch öfter eingreifen müssen, um Schlimmeres zu verhindern.
Zu den größten Verlierern am britischen Aktienmarkt gehörten Rentenanbieter wie Legal & General, Prudential und Aviva. „Die Aktien, die am stärksten betroffen sind, sind Aktien, die vom Anleihemarkt bewertet werden (…) die Immobilienunternehmen, forderungsbesicherte Unternehmen, bei denen klar ist, dass die Kapitalkosten steigen werden“, sagte Roger Jones, Leiter Aktien bei London & Capital.
Italienische Anleiherenditen zogen wieder an, nachdem die Bundesregierung einen Bericht zurückgewiesen hat, demzufolge sie für die Aufnahme neuer gemeinsamer EU-Kredite sei. Die Verzinsung der zehnjährigen Papiere stieg um neun Basispunkte auf 4,727 Prozent.
GIVAUDAN ZIEHT SYMRISE NACH UNTEN
Am deutschen Aktienmarkt stachen Qiagen mit einem Kurssprung von zeitweise gut sieben Prozent heraus. Dem „Wall Street Journal“ zufolge verhandelt der Diagnostik-Konzern mit dem US-Rivalen Bio Rad über eine Fusion.
Unter Verkaufsdruck gerieten dagegen Symrise. Die Titel des Aromen-Herstellers fielen wegen enttäuschender Geschäftszahlen des Rivalen Givaudan um 3,2 Prozent. Die Umsätze des Schweizer Konzerns seien weniger stark gestiegen als erwartet, monierte Analyst Charlie Bentley von der Investmentbank Jefferies. Givaudan-Titel fielen in Zürich zeitweise um sieben Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 2819 Franken und steuerten auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu.
Stimmung an Europas Börsen bleibt trüb
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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