Paris, 24. Apr (Reuters) – In Frankreich hat die Stichwahl um das Präsidentenamt begonnen. In jüngsten Umfragen konnte Amtsinhaber Emmanuel Macron den Vorsprung vor seiner rechten Rivalin Marine Le Pen ausbauen. Dem Pro-Europäer werden Werte zwischen 55,5 und 57,5 Prozent vorhergesagt, womit der liberale Reformpolitiker sich eine zweite Amtszeit für weitere fünf Jahre im Elysee-Palast sichern würde.
Ein Überraschungssieg der EU-Skeptikerin Le Pens ist jedoch nicht auszuschließen, da Demoskopen falsch liegen können – so etwa beim Brexit-Votum von 2016. Der Mobilisierung der Wähler dürfte entscheidende Bedeutung bei dem Urnengang zukommen. Er wird auch im Ausland mit Blick auf einen möglichen Rechtsruck mit großer Spannung verfolgt. Die Wahllokale schließen um 19.00 Uhr, in den Großstädten um 20.00 Uhr.
Die Wahlbeteiligung wird auf lediglich 72 bis 74 Prozent geschätzt und würde damit so niedrig ausfallen wie seit 1969 nicht mehr. Le Pen hatte bereits 2017 in der Stichwahl gegen Macron gestanden und war damals klar unterlegen. Frühere Pläne, aus dem Euro auszusteigen, hat sie aufgegeben. Die EU soll nach ihrem Willen aber durch ein „Europa der Nationen“ ersetzt werden. Der 44-jährige Amtsinhaber warf ihr in einer Fernsehdebatte vor, sie strebe insgeheim doch einen Euro-Austritt an.
Die 53-jährige Le Pen hat sich im Wahlkampf als Anwältin der kleinen Leute präsentiert und eine kräftige Mehrwertsteuersenkung auf Energie gefordert. Macron strebt an, dass Frankreich als erstes Industrieland aus den Energieträgern Gas, Öl und Kohle aussteigen und zugleich die Nutzung der Atomkraft verstärken soll.
Er hielt seiner Gegnerin im TV-Duell mit Blick auf einen früheren russischen Kredit an ihre Partei vor, sich von Russlands Präsident Wladimir Putin abhängig gemacht zu haben. Le Pen hat den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt und trägt auch westliche Sanktionen gegen Moskau mit. Einen Gasimportstopp lehnt die Chefin des rechten Rassemblement National (RN) allerdings ab.
Stichwahl in Frankreich – Macron kämpft gegen Le Pen um zweite Amtszeit
Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022
Titelfoto: Symbolfoto
Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.