Berlin, 16. Jun (Reuters) – Wegen der stark gestiegenen Zinsen zeichnet sich am deutschen Immobilienmarkt eine Trendwende ab. So brach die Nachfrage nach Kauf-Immobilien im ersten Quartal 2022 binnen Jahresfrist um 17 Prozent ein, wie das Online-Portal Immoscout am Donnerstag mitteilte. Inserate für Wohnimmobilien zum Kauf seien auch länger online als im Vorjahr, da es für Verkäufer schwieriger sei, Abnehmer zu finden. „Stattdessen suchen wieder deutlich mehr Menschen nach Immobilien zur Miete“, hieß es. „Diese Entwicklungen könnten sich mittelfristig dämpfend auf die Preisentwicklung auswirken“, sagte ImmoScout24-Geschäftsführerin Gesa Crockford. Mehrkosten für Käufer durch höhere Zinsen könnten dadurch zumindest etwas abgefedert werden.
Trotz der Abkühlung liegt die Nachfrage nach Kauf-Immobilien allerdings nach wie vor deutlich über dem Niveau von Ende 2019 und damit vor der Corona-Krise. Berechnungsgrundlage dafür ist die durchschnittliche Anzahl der Kontaktanfragen, die Anbieter zu ihren Inseraten in den ersten sieben Tage erhalten. So waren Inserate für Eigentumswohnungen auf ImmoScout24 von Januar bis März im deutschlandweiten Mittel 37 Tage online, während sie vor Jahresfrist schon nach 30 Tagen vermarktet waren. Bei Einfamilienhäusern verlängerte sich die Laufzeit der Inserate von 32 Tagen auf 34 Tage. „Inzwischen machen die gestiegenen Zinsen und die damit deutlich gestiegenen Gesamtkosten beim Kauf einer Immobilie vielen Kaufinteressenten einen Strich durch die Rechnung.“
Deshalb suchen wieder mehr Menschen Objekte zum Mieten. War die Nachfrage nach solchen Wohnimmobilien Anfang 2021 noch um elf Prozent zum Vorjahr gefallen, stieg sie im ersten Quartal 2022 um 28 Prozent. Als Folge davon ist das verfügbare Angebot von Mietobjekten um 23 Prozent gesunken, während das Angebot von Kauf-Immobilien um 15 Prozent gestiegen ist.
Die Analyse von ImmoScout24 zeigt zudem, dass im ersten Halbjahr 2022 rund doppelt so viele Anbieter die Preise von Wohnimmobilien zum Kauf gesenkt haben als im Vorjahr. So wurden die Angebotspreise von sechs Prozent der angebotenen Einfamilienhäuser und neun Prozent der Eigentumswohnungen reduziert. Im ersten Halbjahr 2021 betraf dies nur drei Prozent der inserierten Häuser und sechs Prozent der Wohnungen.
Steigende Zinsen lassen Nachfrage nach Kauf-Immobilien einbrechen
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