Donnerstag, April 17, 2025
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Staat muss länger auf Tilgung von Corona-Hilfen warten

München, 08. Feb (Reuters) – Der Staat wird nach Einschätzung von Sanierungsexperten in vielen Fällen länger auf die Rückzahlung der Corona-Hilfen warten müssen. Das liege daran, dass die Pandemie länger gedauert habe als gedacht, sagte Sascha Haghani von der Unternehmensberatung Roland Berger am Dienstag auf einer Podiumsdiskussion der Anwaltskanzlei Latham & Watkins.

Einigen Unternehmen sei das Geschäftsmodell ganz weggebrochen, andere erholten sich langsamer als erhofft. Die ersten Hilfskredite seien nach zwei Jahren – also im Lauf des Jahres 2022 – fällig, viele Unternehmen litten aber noch unter den Folgen der Corona-Krise.

„Jetzt beginnt das Aufräumen nach der Pandemie“, sagte Bernd Papenstein, der bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC für den öffentlichen Sektor verantwortlich ist. „Von staatlicher Seite werden Zugeständnisse an die Rückzahlungsmodalitäten erforderlich sein.“ Bund und Länder hätten den Unternehmen in der Corona-Krise rund 170 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Der Staat sei nach seinen Erfahrungen „nicht verbohrt“, wenn es um die Verlängerung von Tilgungsfristen gehe, sagte der auf Restrukturierungen spezialisierte Latham & Watkins-Anwalt Frank Grell. Papenstein warnte aber, staatliche Stellen würden wie jeder private Gläubiger wenn nötig auf eine harte Sanierung dringen. „Da kann es keine Geschenke vom Staat geben.“

Staat

Mit einer Insolvenzwelle rechnen die Experten auf absehbare Zeit nicht. Für eine reine Umschuldung sei eine Insolvenz nicht mehr nötig, sagte Grell. Vom zweiten Halbjahr an müssten sich viele Unternehmen refinanzieren, sagte Henning Block, der für die Investmentbank Rothschild Sanierungen begleitet. Dass sie daran scheiterten, sei aber nicht zu erwarten. Denn klassische Finanzinvestoren seien ebenso bereit, Geld zu geben, wie Fonds, die sich auf Krisensituationen spezialisiert sind. Letztere seien in den vergangenen 18 Monaten kaum zum Zug gekommen, weil der Staat bei notleidenden Unternehmen einsprang. Banken hätten in der Krise angesichts des staatlichen Rückhalts kaum Kredite an Investoren verkauft, sagte Anwalt Ulrich Klockenbrinck von Latham & Watkins. „Die Finanzierer stehen klar hinter den Unternehmen.“

Insolvenzgefahr sehen die Experten eher infolge der Umbrüche im Zuge des Umbaus der Wirtschaft. In einigen Branchen – etwa der Kohle – zögen sich Banken ganz aus der Finanzierung zurück, sagte Grell. Investmentbanker Block erwartet auch in diesem Jahr einige große Firmenpleiten. Vor allem für Autozulieferer könnte eine Insolvenz der letzte Rettungsanker sein.

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