Colombo/Singapur, 14. Jul (Reuters) – Sri Lankas Präsident Gotabaya Rajapaksa hat Insidern zufolge nach seiner Flucht nach Singapur seinen Rücktritt per E-Mail eingereicht. Es sei nicht klar, ob das am späten Donnerstagabend abgeschickte Schreiben in dieser Form zulässig sei, erklärten zwei Regierungsvertreter, die namentlich nicht genannt werden wollten. Der Rücktritt selbst war erwartet worden: Rajapaksa hatte am Wochenende angekündigt, sein Amt am Mittwoch niederzulegen, floh aber kurz vor dem erwarteten offiziellen Einreichen seiner Erklärung auf die Malediven. Bordpersonal und einem Augenzeugen zufolge flog er anschließend weiter nach Singapur.
Die Entscheidung, seinen Verbündeten, Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe, zu seinem Nachfolger zu ernennen, hatte zu weiteren Unruhen geführt. Demonstranten stürmten am Mittwoch das Parlament und das Büro des Ministerpräsidenten. Nach Angaben der Polizei kam bei den Protesten ein Mensch ums Leben, 84 Personen wurden bei Zusammenstößen verletzt. Wickremesinghe als amtierender Präsident verhängte daraufhin den Notstand und eine nächtliche Ausgangssperre. In Colombo patrouillierte am Donnerstag das Militär die Straßen.
Sri Lanka steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Den 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten. Grund ist unter anderem eine starke Abwertung der Landeswährung, wodurch Importe erheblich teurer wurden. Seit Monaten kommt es daher zu regelmäßigen Protesten, zum Teil von Gewalt begleitet. Die Bevölkerung macht Präsident Rajapaksa dafür verantwortlich. Zwar kündigte die Regierung Reformen an, doch dies konnte die Bevölkerung nicht beruhigen.
Sri Lankas Präsident reicht Rücktritt per E-Mail ein
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