Frankfurt, 30. Mai (Reuters) – Der Ukraine-Krieg wird sich nach Einschätzung der staatlichen Förderbank KfW dämpfend auf die Firmengründungen auswirken. Es sei zu sehen, dass der Krieg zu enormer Verunsicherung führe, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib am Montag bei der Vorstellung des jüngsten Gründungsmonitors.
Dazu kämen die Lieferkettenprobleme im Zuge der Corona-Pandemie. „Das sind schon Faktoren, die zum einen dazu führen, dass vielleicht mögliche Gründende zurückhaltend sind, weniger risikofreudig sind“, sagte die oberste KfW-Ökonomin. Sie rechnet damit, dass die Zahl der Firmengründungen 2022 im Vergleich zum Vorjahr eher stabil bleiben wird. Ob es einen leichten Anstieg oder einen leichten Rückgang geben werde, sei schwer vorauszusehen.
Im zweiten Corona-Jahr 2021 war die die Zahl der Existenzgründungen noch um deutliche 13 Prozent gestiegen. Nach dem Rückgang im Rezessionsjahr 2020 kehrte die Gründungstätigkeit damit wieder auf das Vorkrisenniveau zurück. Sie habe 2021 den Knick aus der Corona-Krise wettmachen können, sagte Köhler-Geib. Etwa 607.000 Personen machten sich laut KfW 2021 selbstständig – rund 70.000 mehr als im Vorjahr.
In diesem Jahr würden mögliche Gründende vielleicht weniger geneigt sein, eine Festanstellung aufzugeben, sagte Köhler-Geib. Sie müssten womöglich zudem ihre Geschäftsmodelle überdenken, auch mit Blick auf höhere Energiekosten, die mit dem Ukraine-Krieg einhergingen. „Aus dieser sich verändernden Gesamtgemengelage ergeben sich natürlich auch neue Geschäftsgelegenheiten“, ergänzte die Ökonomin. So erhalte der Bereich erneuerbare Energien jetzt Rückenwind, mehr Menschen sähen dort womöglich jetzt Geschäftsgelegenheiten.
Die Gründungstätigkeit war hierzulande zuletzt mehr internetbasiert und digitaler geworden. Zudem gründeten mehr jüngere Menschen und mehr Frauen Unternehmen. So wagten 2021 257.000 Frauen den Sprung in die Selbstständigkeit – ein Anstieg von rund 25 Prozent zum Vorjahr. Der Anteil der unter 30-Jährigen Menschen lag im vergangenen Jahr mit 37 Prozent noch nie höher. Bei rund 31 Prozent aller Gründungen mussten digitale Technologien eingesetzt werden, um die Geschäfte zu nutzen. Bei etwa 41 Prozent war 2021 das Internet ein Kernbestandteil des neuen Unternehmens. Beides sind Höchstwerte.
Sprung in die Selbstständigkeit wird durch Ukraine-Krieg unsicherer
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