Berlin, 25. Okt – Die Deutschen legen angesichts der Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation weniger Geld beiseite. Die um saisonale Schwankungen bereinigte Sparquote der privaten Haushalte lag im ersten Halbjahr bei 11,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag anlässlich des Weltspartages am 28. Oktober mitteilte. Das entspricht in etwa dem vor der Ausbruch der Corona-Pandemie 2019 erreichten Niveau (11,0 Prozent).
Die Sparquote liegt aber weit unter dem im ersten Halbjahr 2021 gemessenen Rekordwert von 18,2 Prozent. Damals waren wegen Corona-bedingten Einschränkungen etwa Reisen, Restaurant- und Konzertbesuch nicht wie gewohnt möglich, weshalb viel Geld auf der hohen Kante landete.
„Starke Preisanstiege vor allem für Energie und Lebensmittel machen es aktuell für viele Haushalte immer schwerer, Geld auf die Seite zu legen und zu sparen“, betonten die Statistiker. Die Inflationsrate lag zuletzt mit 10,0 Prozent so hoch wie seit 1951 nicht mehr, was an der Kaufkraft der Verbraucher nagt.
„Andererseits führt die hohe Unsicherheit dazu, dass Haushalte vorsichtiger werden, sich mit größeren Anschaffungen wie Möbel oder einem neuen Auto zurückhalten und mehr Vorsorge betreiben“, so DZ Bank-Ökonom Michael Stappel. Unterm Strich dürfte die durchschnittliche Sparquote 2022 im Vergleich zu den Ausnahmejahren 2020 und 2021 zwar kräftig sinken, aber etwas höher ausfallen als 2019.
Für das zurückliegende erste Halbjahr lautet die Rechnung so: „Je 100 Euro verfügbarem Einkommen sparten die privaten Haushalte saisonbereinigt im Durchschnitt 11,10 Euro“, wie die Statistiker erklärten. Monatlich entspreche dies einem Betrag von durchschnittlich 240 Euro je Einwohner. Abhängig von Einkommenshöhe, Sparneigung und Lebenslage gibt es jedoch sehr deutliche Unterschiede.
„Während einige Haushalte nach wie vor viel Geld auf die Seite legen konnten, blieb bei anderen am Ende des Monats nichts übrig“, so das Bundesamt. Das gesamtwirtschaftliche Sparvolumen der privaten Haushalte wird für die ersten sechs Monaten dieses Jahres auf 121,2 Milliarden Euro beziffert.
Die Quote ergibt sich aus dem Sparen aller privaten Haushalte gemessen an ihrem verfügbaren Einkommen einschließlich betrieblicher Versorgungsansprüche. Bewertungsbedingte Änderungen wie Kursgewinne oder -verluste bei Aktien und Wertänderungen bei Immobilien zählen nicht zum Sparen, da sie nicht aus erwirtschaftetem Einkommen entstanden sind.
Sparquote sinkt deutlich auf Vor-Corona-Niveau
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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