München, 15. Nov – Die Deutsche Bahn lässt die Rivalen Siemens und Alstom um ein Konzept für die nächste Generation ihrer ICE-Hochgeschwindigkeitszüge wetteifern. Die beiden Zughersteller sollen zunächst unabhängig voneinander, aber in Zusammenarbeit mit Experten der Bahn ihre Vorstellungen für die Züge ausarbeiten, wie der Netzbetreiber am Dienstag mitteilte. Auf Basis dieser Erkenntnisse will die Deutsche Bahn in einer zweiten Stufe den konkreten Auftrag zur Entwicklung, den Bau und die Zulassung der neuen ICE-Flotte ausschreiben, die ab Anfang der 2030er Jahren zum Einsatz kommen soll. Dafür könnten sich im zweiten Halbjahr 2023 aber auch andere Hersteller bewerben, erklärte die Bahn.
Die bisherigen ICE-Generationen entstanden jeweils unter der Federführung von Siemens, die französische Alstom war allerdings in wechselndem Umfang ebenfalls am Bau beteiligt. „Damit ergibt sich für uns die Möglichkeit, die langjährige Partnerschaft mit der Deutschen Bahn fortzusetzen“, sagte Albrecht Neumann, der bei der Zug-Sparte von Siemens für Schienenfahrzeuge zuständig ist. Aber auch Alstom macht sich Hoffnung: „Wir verfügen in Deutschland über eine gewaltige Entwicklungskompetenz, auch und insbesondere im Bereich der Hochgeschwindigkeit, und wir kennen den deutschen Markt sehr genau“, sagte Deutschland-Chef Müslüm Yakisan.
Er hatte Doppelstockzüge für die nächste ICE-Generation ins Gespräch gebracht, wie sie Alstom im Programm hat, Siemens aber nicht. Die Bahn setzt jedoch weiterhin auf einstöckige Züge, die maximal 400 Meter lang sind, Geschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern pro Stunde erreichen und 950 Passagieren fassen. Das sei aber kein Nachteil für Alstom, sagte ein Sprecher. Die Züge sollten „neue Maßstäbe auch bei der Energieeffizienz und der technischen Verfügbarkeit setzen“, erklärte die Deutsche Bahn. Sie sollen den ICE 3 ersetzen, den Siemens auf der „Velaro“-Plattform baut. Der ICE 4, den von einem Konsortium von Siemens und Alstom hergestellt wird, basiert auf einer anderen Plattform.
Die Form der Zusammenarbeit sei zukunftsweisend, erklärte Siemens-Manager Neumann: „Statt einen festgelegten Anforderungskatalog zu liefern, werden die wichtigsten Merkmale der neuen ICE-Generation in gemeinsamer Arbeit mit dem Kunden erarbeitet.“ Die Ansprüche der Bahn und der Fahrgäste könnten mit den technischen Möglichkeiten abgeglichen werden. Für die Entwicklungsleistungen würden die Hersteller vergütet, sagte ein Alstom-Sprecher.
Siemens und Alstom wetteifern um nächste ICE-Generation
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Erich Westendarp auf Pixabay
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