Kiew/London, 08. Feb – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Besuch in London die Zusicherung Großbritanniens zur Ausbildung von Soldaten an Nato-Kampfjets erhalten. Das Programm werde dafür sorgen, dass die ukrainischen Streitkräfte „in Zukunft anspruchsvolle Kampfjets mit Nato-Standards fliegen können“, teilte das Büro des britischen Premierministers Rishi Sunak am Mittwoch mit. Selenskyj wird nach französischen Angaben noch Mittwoch nach Paris weiterreisen, um sich dort mit Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz zu treffen.
Selenskyj war am Vormittag bei seinem zweiten Auslandsbesuch seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen sein Land am 24. Februar 2022 mit einer Militärmaschine in der Nähe von London gelandet. Nach einem Treffen mit Sunak sprach Selenskyj auch vor dem Parlament in London. Dabei kam er auch auf die Lieferung von Kampfflugzeugen zu sprechen. Vor zwei Jahren habe er dem Londoner Parlament nach einem Besuch für den köstlichen englischen Tee gedankt, jetzt beabsichtige er, dem Parlament „im voraus für machtvolle englische Flugzeuge zu danken“. Sunak sicherte Selenskyj weitere Unterstützung zu, „um einen klaren Sieg auf dem Schlachtfeld in diesem Jahr sicherzustellen“. Der Besuch Selenskyjs sei „Zeugnis für die unzerstörbare Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern“. Selenskyj sollte im Anschluss auch von König Charles III. empfangen werden.
Zudem geplant war ein Besuch des Präsidenten bei ukrainischen Soldaten, die in Großbritannien an Militärgerät ausgebildet werden. Nach Angaben von Sunaks Büro umfasst die Ausbildung auch die Luftwaffe, einschließlich das Trainings für den Betrieb moderner Kampfflugzeuge. Bislang hat der Westen der Ukraine keine Jets geliefert, auch wegen der Befürchtung, dass damit Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Nach der Ankündigung, jetzt doch Kampfpanzer vom Typ Leopard aus deutscher Herstellung bereitzustellen, wurden allerdings unmittelbar Forderungen laut, jetzt auch die ukrainische Luftwaffe zu verstärken.
RUSSISCHE OFFENSIVE BEFÜRCHTET
Großbritannien gehört neben den USA und Deutschland zu den größten Lieferanten von militärischem Gerät an die ukrainischen Streitkräfte. Am Abend wird Selenskyj in Paris erwartet. Im Anschluss soll der ukrainische Präsident am Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag und Freitag in Brüssel teilnehmen, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus EU-Kreisen erfuhr. Von einer Visite auch in Berlin war zunächst nichts bekannt. Seine erste Auslandsreise seit Kriegsbeginn hatte den ukrainischen Präsidenten im Dezember nach Washington geführt, wo er von US-Präsident Joe Biden empfangen worden war und eine Rede vor dem Kongress gehalten hatte.
Die Ukraine befürchtet, dass die russischen Streitkräfte zum Jahrestag des Kriegsbeginns am 24. Februar eine neue Offensive starten könnten. Deswegen fordert die Regierung in Kiew vom Westen schnellstmöglich die Lieferung weiterer schwerer Waffen. Derzeit konzentrieren sich die Kämpfe im Donbass im Osten des Landes und vor allem in der Region Donezk. Beide Seiten liefern sich dort seit Wochen einen Stellungskrieg, der Frontverlauf hat sich währenddessen nicht wesentlich verschoben.
„EIN KLARES SIGNAL“
Bundeskanzler Scholz kündigte mit Blick auf den ersten Jahrestag neue EU-Sanktionen gegen Russland an. Dies sei „ein klares Signal“ an Präsident Wladimir Putin, „dass er keinen Erfolg hat mit seinen imperialistischen Plänen“, sagte Scholz in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag. Dabei betonte der Kanzler, das höchste Gut der westlichen Staaten sei der Zusammenhalt. „Was unserer Geschlossenheit schadet ist ein öffentlicher Überbietungswettbewerb nach dem Motto: Kampfpanzer, U-Boote, Flugzeuge – wer fordert noch mehr?“ warnte der Kanzler. Bislang hat Scholz ukrainischen Forderungen nach Lieferung von Kampfjets eine Absage erteilt.
Selenskyj in London – Ausbildung auch an Nato-Kampfjets
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Oleg Mityukhin auf Pixabay
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