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Schwedens Küstenwache meldet viertes Leck an Nord-Stream-Pipelines

Update Oslo/Berlin, 29. Sep – Schwedens Küstenwache hat ein viertes Gasleck an den beschädigten Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee entdeckt. An den Röhren waren Anfang der Woche innerhalb kurzer Zeit in dänischen und schwedischen Gewässern zunächst drei Lecks festgestellt worden. Die genaue Ursache ist unbekannt, es wird aber weitgehend von Sabotage ausgegangen. Russland sprach von einem staatlich geförderten „Akt des Terrorismus“. Zumindest sehe es danach aus, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag. „Es ist sehr schwer vorstellbar, dass ein solcher Terrorakt ohne die Beteiligung irgendeines Staates geschehen sein könnte“, sagte er. „Dies ist eine sehr gefährliche Situation, die eine dringende Untersuchung erfordert.“

Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs werden auf ihrem informellen Gipfel kommende Woche in Prag über die Angriffe auf die unterseeischen Nord-Stream-Gaspipelines diskutieren, wie ein EU-Beamter sagte. Er fügte hinzu, der Vorfall habe den Charakter des Konflikts in der Ukraine grundlegend verändert. Die EU vermutet Sabotage hinter den Lecks an den Unterwasserpipelines nach Europa und hat vor einer „robusten und vereinten Reaktion“ gewarnt, sollte es zu weiteren Angriffen kommen. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, dass ein vorsätzlicher Angriff auf die Infrastruktur der Verbündeten mit einer entschlossenen Reaktion beantwortet werden würde. „Alle derzeit verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass es sich um vorsätzliche, rücksichtslose und unverantwortliche Sabotageakte handelt.“

Das russische Außenministerium erklärte, die Lecks an den Nord-Stream-Pipelines seien in einer Zone aufgetreten, die „von den US-Geheimdiensten kontrolliert“ werden. Russland warf den USA vor, Nutznießer der Schäden an den Pipelines zu sein. Die Vereinigten Staaten könnte ihre Verkäufe von verflüssigtem Erdgas (LNG) steigern, wenn die Pipelines dauerhaft außer Betrieb genommen würden, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Zakharova, und forderte eine „objektive“ EU-Untersuchung. Zu einem CNN-Bericht, wonach in der Nähe der Lecks russische Kriegsschiffe und U-Boote gesichtet worden sein sollen, sagte Peskow, die Präsenz der Nato in dem Gebiet sei weitaus größer. 

ZWEI LECKS IN SCHWEDISCHEN, ZWEI IN DÄNISCHEN GEWÄSSERN 

Nach Angaben der schwedischen Küstenwache liegen zwei der Lecks in der ausschließlichen Wirtschaftszone Schwedens, das größere oberhalb der Nord-Stream-1-Pipeline und das kleinere über der Nord-Stream-2-Pipeline. Die beiden anderen Lecks liegen in der dänischen Wirtschaftszone. Obwohl keine der beiden Pipelines zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Explosionen in Betrieb war, waren sie mit Gas gefüllt, das seit den Brüchen vom Montag in die Ostsee strömt. 

Russland hatte die Gaslieferungen durch die Nord-Stream-1-Pipeline schon vor Wochen gestoppt, nach eigenen Angaben aus technischen Gründen. Westliche Staaten halten dies für einen Vorwand. Die Bundesregierung lehnt das Angebot ab, alternativ die bisher nie in Betrieb genommene Nord-Stream-2-Pipeline zu nutzen. Die beiden Röhren landen in Deutschland an. Die Bundesregierung stimme sich eng mit Dänemark und Schweden ab, erklärte ein Regierungssprecher.

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, forderte einen guten Schutz der deutschen Gasinfrastruktur. Jetzt sei Vorsicht angesagt, sagte Müller zu Reuters TV. „Es gibt durchaus Pipelines, die für uns wichtig sind. Es gibt Flüssiggasanlagen, eine Gasenergieinfrastruktur und die muss gut geschützt sein“, sagt Müller. „Und ich bin dafür, den Preis der Sicherheit lieber jetzt zu zahlen, als wenn es zu spät ist.“

Das Umweltbundesamt (UBA) äußerte sich unterdessen besorgt über Klimaschäden durch die Lecks und das austretende Methan-Gas. Man rechne mit Emissionen von etwa 7,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Das entspreche etwa einem Prozent der deutschen Jahres-Gesamtemissionen. Da es keine Abschottungsmechanismen an den Pipelines gebe, entweiche aller Voraussicht nach der gesamte Inhalt der Röhren. Weil die Lecks in dänischem oder schwedischen Hoheitsgebiet liegen, dürften die Emissionen in der Klimabilanz voraussichtlich diesen Ländern zugerechnet werden. 

Ab Montag dürfte dem Betreiber zufolge aber kein Gas mehr aus den Lecks von Nord Stream 1 mehr strömen. Man könne aber keine Prognosen für den künftigen Betrieb der Pipeline abgeben, ohne die Schäden einzuschätzen, erklärte ein Sprecher der Nord Stream AG. Eine solche Bewertung sei erst möglich, wenn das Unternehmen das Gebiet erreichen könne.

Schwedens Küstenwache meldet viertes Leck an Nord-Stream-Pipelines

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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