Frankfurt/New York, 01. Sep – Die Furcht vor einem Rückschlag für die Konjunktur hält Anleger von der Wall Street fern. Der US-Standardwerteindex Dow Jones fiel am Donnerstag um 0,4 Prozent auf 31.384 Punkte. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq verloren bis zu 2,1 Prozent.
Der US-Jobmotor laufe weiter auf vollen Touren, sagte Ronald Temple, US-Aktienchef des Vermögensverwalters Lazard. „Selbst wenn die Daten am Freitag den Aufbau von nur 200.000 bis 250.000 Stellen zeigen, wäre der Arbeitsmarkt immer noch zu stark, um die Inflation zu kontrollieren. Das bedeutet, dass die Notenbank Fed noch Arbeit vor sich hat.“ Experten erwarten für August den Aufbau von 300.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft, etwas mehr als halb so viel wie im Vormonat.
Eine Abkühlung des Arbeitsmarktes verringert den Druck auf die Notenbank Fed, die Zinsen weiter drastisch anzuheben und damit die Gefahr einer Rezession. Allerdings gingen die am Donnerstag veröffentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe ebenso zurück wie die Entlassungen. Dies deutet auf einen anhaltenden Mitarbeitermangel hin. Bislang rechnen Investoren fest damit, dass die Fed den Leitzins Ende September erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben wird.
Aus diesem Grund trennten sie sich von bereits gehandelten, niedriger verzinsten Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bonds auf ein Zwei-Monats-Hoch von 3,297 Prozent. Gleichzeitig kletterte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein 20-Jahres-Hoch von 109,99 Punkten.
CHINA-LOCKDOWNS SCHÜREN KONJUNKTURSORGEN
Kopfschmerzen bereiteten Börsianern außerdem Corona-Lockdowns in weiteren chinesischen Millionenstädten. Damit drohten neue Lieferketten-Probleme, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Hinzu kämen enttäuschende Konjunkturdaten aus der Volksrepublik und anderen asiatischen Staaten.
Dies schürte Spekulationen auf eine geringere Rohstoff-Nachfrage der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Daraufhin verbilligte sich die US-Rohölsorte WTI um 3,5 Prozent auf 86,43 Dollar je Barrel (159 Liter) und Kupfer um 2,7 Prozent auf 7588 Dollar je Tonne.
Selbst die „Antikrisen-Währung“ Gold konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen und büßte ein knappes Prozent auf 1694 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ein. Das Edelmetall leide unter der Stärke der Weltleitwährung, die Gold für Investoren außerhalb der USA unattraktiver mache, sagte der unabhängige Analyst Ross Norman.
USA BESCHRÄNKEN EXPORTE BESTIMMTER CHIPS NACH CHINA
Zu den Verlierern am Aktienmarkt zählten die Chip-Werte. Sie litten nicht nur unter der Aussicht auf steigende Zinsen, sondern unter verschärften Beschränkungen für Exporte nach China. NVidia und AMD zufolge verboten die Behörden die Lieferung von Halbleitern, die für Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) benötigt werden. Für NVidia seien diese Produkte die Hoffnungsträger für künftiges Wachstum, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Die Titel von Nvidia und AMD fielen um 11,5 beziehungsweise sieben Prozent. Rivalen wie Intel oder Micron büßten jeweils etwa zwei Prozent ein.
Wegen eines enttäuschenden Ausblicks ging es auch für die Papiere von Campbell abwärts, die sich um 3,5 Prozent verbilligten. Das Unternehmen peilt zwar für das Geschäftsjahr 2022/2023 ein überraschend hohes organisches Wachstum von vier bis sechs Prozent an. Wegen steigender Kosten bleibt das Gewinnziel mit 2,85 bis 2,95 Dollar je Aktie aber hinter den Markterwartungen zurück. An den langfristigen, positiven Aussichten ändere sich dadurch aber nichts, kommentiert Analystin Erin Lash vom Research-Haus Morningstar.
Schwacher Monatsauftakt für US-Börsen – Chipwerte tiefer
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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