London, 09. Jul (Reuters) – Die Zahl der Bewerber um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson schwill immer weiter an. Am Samstag warfen Verkehrsminister Grant Shapps und Finanzminister Nadhim Zahawi ihren Hut in den Ring. Damit gibt es bereits sechs Bewerber. Beobachter erwarten noch rund zehn weitere. Etwas überraschend erklärte indes Verteidigungsminister Ben Wallace, sich nicht um das Amt zu bewerben. Dem 52-Jährigen waren gute Chancen eingeräumt worden, nachdem ihm im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg eine gute Amtsführung bescheinigt worden und er zum beliebtesten Mitglied der Regierung aufgestiegen war.
Die Zeitung „Mail on Sunday“ berichtete, am Montag werde auch Außenministerin Liz Truss ihre Kandidatur bekannt geben. Sie werde damit versprechen, die Steuern zu senken und gegen die hohen Lebenshaltungskosten vorzugehen. Die Kandidaten bewerben sich jeweils um das Amt des Parteichefs der Konservativen, womit sie dann auch Zugriff auf das Amt des Premierministers haben. Neben Shapps und Zahawi haben auch Ex-Finanzminister Rishi Sunak, Staatssekretärin Kemi Badenoch, Generalstaatsanwältin Suella Braverman und der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Unterhaus, Tom Tugendhat, ihre Bereitschaft erklärt. Im Gespräch ist zudem unter anderem Ex-Außenminister Jeremy Hunt.
Das für die Wahl zuständige Gremium will schnell zu ersten Entscheidungen kommen. Geoffrey Clifton-Brown, Mitglied des zuständigen Partei-Komitees 1922, sagte dem Times Radio, bis zum 20. Juli sollten die zwei Kandidaten feststehen, zwischen denen dann gewählt werden soll. Die Regeln und der Zeitplan sollen kommende Woche festgelegt werden. Üblicherweise erklären Bewerber zunächst ihre Kandidatur. Bei mehreren Abstimmungsrunden der Tory-Abgeordneten scheidet jeweils der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus. Somit wird der Kreis immer kleiner, bis am Ende zwei Namen übrig bleiben. Per Briefwahl entscheiden dann die Parteimitglieder, wer von den beiden die Partei führen soll. Diese Person wird dann auch Premierminister.
Premierminister Johnson hatte nach zunächst hartnäckigem Widerstand im Zuge zahlreicher Verfehlungen am Donnerstag seinen Rücktritt angekündigt. Zuvor hatte er die Unterstützung zahlreicher Mitarbeiter der Regierung verloren.
Schon sechs Bewerber für Johnson-Nachfolge – Zügiges Verfahren angekündigt
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.