Freitag, November 8, 2024
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Russland und Ukraine kämpfen um den Donbass

Kiew/Switlodarsk, 26. Mai (Reuters) – Die ukrainischen Verteidiger des Donbass im Osten des Landes sehen sich nach eigenen Angaben einer russischen Übermacht ausgesetzt. „Russland ist im Vorteil, aber wir tun alles, was wir können“, sagte General Olexij Gromow am Donnerstag mit Blick auf die Region Luhansk. Innenminister Wadym Denisenko sprach von einer sehr angespannten Lage: „Alles konzentriert sich nun auf den Donbass.“ Dort versuchten 25 russische Bataillone, die ukrainischen Truppen einzukesseln. In voller Stärke zählt ein Bataillon etwa 800 Soldaten. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, die russischen Soldaten seien in einigen Teilen des Ostens „zahlenmäßig weit überlegen“. 

Russland konzentriert seine Offensive auf den Donbass, nachdem es nicht gelungen war, die ukrainische Hauptstadt Kiew oder die zweitgrößte Stadt Charkiw einzunehmen. Nun versuchen seine Truppen, den Donbass vollständig zu erobern, wo bereits seit 2014 pro-russische Separatisten die Regionen Donezk und Luhansk weitgehend unter Kontrolle haben. Russland greift von drei Seiten an. Ziel ist es, die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln, die sich in Siewierodonezk und Lysytschansk aufhalten. Fielen die Zwillingsstädte, erhielte Russland die Kontrolle über die gesamte Region Luhansk. Für die Führung in Moskau wäre damit ein wichtiges Kriegsziel erreicht. 

GOUVERNEUR: RUSSISCHE TRUPPEN RÜCKEN AUF AUSFALLSTRASSE VOR

Die vorrückenden russischen Truppen konnten nach ukrainischen Angaben kurzzeitig einen Kontrollpunkt auf der letzten offenen Ausfallstraße errichten, die aus den Zwillingsstädten herausführt, wie Provinzgouverneur Serhij Gaidai einräumte. Sie seien aber zurückgeschlagen worden. Die russischen Streitkräfte kontrollierten die Straße nicht, nähmen sie aber unter Beschuss.

Russische Truppen hatten binnen 24 Stunden nach ukrainischen Angaben mehr als vierzig Städte im Donbass angegriffen und bedrohten damit den letzten großen Fluchtweg für die Zivilbevölkerung aus dem Osten der Ukraine. In den Regionen Donezk und Luhansk seien mehr als 47 zivile Einrichtungen zerstört oder beschädigt worden, teilten die ukrainischen Streitkräfte auf Facebook mit: „Als Folge des Beschusses wurden fünf Zivilisten getötet und zwölf verletzt.“ In Luhansk und Donezk wurden einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge rund 8000 ukrainische Kriegsgefangene festgehalten. Eine unabhängige Bestätigung dafür war nicht möglich.

SELENSKYJ LEHNT TERRITORIALE ZUGESTÄNDNISSE STRIKT AB

Russland hat am 24. Februar seine Invasion des Nachbarlandes begonnen und bezeichnet sie als einen militärischen Sondereinsatz zum Schutz der dortigen russischsprachigen Bevölkerung. Die Ukraine und westliche Staaten sprechen dagegen von einem nicht provozierten Angriffskrieg. 

Selenskyj wies Vorschläge zurück, seine Regierung solle Russland territoriale Zugeständnisse machen, um den Krieg zu beenden. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger hatte vorgeschlagen, Russland die 2014 annektierte Halbinsel Krim zu überlassen. Selenskyj wies dies entschieden zurück. Derartige „weltpolitische Figuren“ sähen „nie die gewöhnlichen Menschen, die gewöhnlichen Ukrainer, die Millionen, die auf dem Gebiet leben, das sie für einen illusorischen Frieden eintauschen wollen“. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unterstrich beim Weltwirtschaftsforum in Davos erneut, dass weder die Ukraine noch der Westen einen russischen Diktatfrieden akzeptierten.

Die Türkei berät nach eigenen Angaben mit Russland und der Ukraine über einen möglichen Korridor zur Ausfuhr ukrainischen Getreides über ihr eigenes Territorium. Die Schwarzmeerhäfen der Ukraine sind seit dem Einmarsch Russlands blockiert, und mehr als 20 Millionen Tonnen Getreide stecken in ukrainischen Lagern fest. Auf Russland und die Ukraine entfällt fast ein Drittel der weltweiten Weizenlieferungen. Der Mangel an Exporten aus der Ukraine trägt zu einer wachsenden globalen Nahrungsmittelkrise bei. Der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow machte dagegen die westlichen Sanktionen für die Nahrungsmittelkrise verantwortlich. Eine Erläuterung, inwiefern das zusammenhänge mit der russischen Blockade der Schwarzmeerhäfen, gab er nicht.

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