Sonntag, Dezember 22, 2024
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Russland ordnet Abzug von Truppen aus Cherson an

UPDATE Kiew/Novoolexandrivka, 09. Nov – Russland hat den Rückzug seiner Truppen westlich des ukrainischen Flusses Dnipro um die Großstadt Cherson im Süden des Landes angeordnet. Das teilte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch mit und deutete damit eine der bislang schwersten Niederlagen Russlands in dem Angriffskrieg an. Der Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte in der Ukraine, General Sergej Surowikin, begründete den Schritt damit, dass Cherson nicht mehr mit Nachschub zu versorgen sei. Die ukrainische Regierung reagierte verhalten auf die Ankündigung. 

„Wir werden die Leben unserer Soldaten und die Kampfkraft unserer Einheiten sichern“, sagte Surowikin in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Beabsichtigt sei nun, dass die Streitkräfte sich auf das Halten des Ostufers des Dnipros konzentrieren sollten. Es bestehe die Gefahr, dass das Gebiet am Westufer überschwemmt werde und die russischen Truppen dort eingekesselt würden. Bislang hätten rund 115.000 Menschen die Region verlassen. Es sei unmöglich, die Stadt Cherson noch zu versorgen. In der Region konnten ukrainische Truppen in den vergangenen Wochen kontinuierlich vorrücken. 

Die Regierung in Kiew warnte vor einer Überbewertung der Ankündigung aus Moskau. Es sei zu früh, um tatsächlich von einem Abzug zu sprechen, sagte Präsidentenberater Mychailo Podoljak der Nachrichtenagentur Reuters. Es verblieben einige russische Truppen in der Stadt, zudem würden zusätzliche Kräfte in die Region beordert. Die Ankündigungen aus Moskau und die Handlungen vor Ort seien mitunter höchst unterschiedlich. Solange nicht die ukrainische Flagge über Cherson wehe, könne von einem russischen Rückzug nicht gesprochen werden. Die ukrainischen Streitkräfte hielten sich an die Vorgabe, sich auf Aufklärung, Risikoabwägung und effektive Gegenangriffe zu konzentrieren, sagte Podoljak.

RUSSISCHER VIZE-CHEF VON CHERSON TOT 

Eine der Hauptbrücken, die aus Cherson über einen Seitenarm des Flusses Dnipro führt, wurde zuvor offenbar gesprengt, wie im Internet veröffentlichte Bilder am Mittwoch zeigten. Reuters konnte den Ort der Aufnahmen verifizieren, nicht aber unabhängig feststellen, warum die Brücke einstürzte. Auf ukrainischer Seite gab es Spekulationen, dass russische Truppen das Bauwerk gesprengt haben, um ihren Abzug aus der Stadt Cherson vorzubereiten. 

Zugleich berichteten russische Nachrichtenagenturen vom Tod des von der Moskauer Regierung in Cherson als Vize-Chef der Region eingesetzten Kirill Stremussow. Todesursache sei ein Autounfall gewesen, hieß es in den Berichten. Weitere Angaben über die Umstände wurden nicht gemacht. Stremussow, einer der profiliertesten Personen der Besatzer in der Region, hatte zuletzt mehrfach angedeutet, dass Russland seine Truppen aus dem Gebiet um das Westufer des Dnipro abziehen könnten. Die Region Cherson ist eine von vier Regionen in der Ukraine, die mittlerweile von der Regierung in Moskau annektiert und zum russischen Staatsgebiet erklärt wurde. 

Die Region Cherson ist für Russland auch deshalb wichtig, weil es an die ukrainische Halbinsel Krim grenzt, die die Regierung in Moskau bereits 2014 völkerrechtswidrig annektierte. Sollten sich die russischen Streitkräfte komplett aus dem Gebiet zurückziehen müssen, wäre eine direkte Verbindung von der Krim zum ukrainischen Festland gekappt, was Folgen für die russischen Nachschubwege hätte. Zudem würden die ukrainischen Stellungen wieder sehr viel näher an die Krim rücken, die seit Beginn des Krieges bereits mehrfach Ziel von Angriffen war. Schließlich gilt Cherson als strategisch wichtig für die russische Strategie, die gesamte Schwarzmeer-Küste der Ukraine zu besetzen.

Russland ordnet Abzug von Truppen aus Cherson an

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Jørgen Deleuran auf Pixabay

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