Update Moskau/Frankfurt, 31. Aug – Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen hat Russland den Gastransport nach Deutschland und in weitere Länder Europas durch die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 gestoppt. Am frühen Mittwochmorgen floss wie angekündigt kein gas mehr, am Samstagmorgen sollen die Lieferungen wieder aufgenommen werden. Allerdings dürften Hoffnungen auf einen anschließend kompletten Betrieb der Röhre durch Äußerungen von Gazprom-Chef Alexej Miller am Abend einen Dämpfer erhalten haben. Der deutsche Konzern Siemens Energy sei nicht in der Lage, die geplante Wartung durchzuführen, zitierte die Agentur Interfax den Manager. Größere Wartungsarbeiten an der Röhre seien wegen der Sanktionen des Westens nicht möglich.
Siemens Energy äußerte sich dazu zunächst nicht. Stunden zuvor hatte der Gasturbinenhersteller und Gazprom-Lieferant allerdings erklärt, in die aktuellen Wartungsarbeiten nicht einbezogen zu. Man stehe bei Bedarf aber beratend zur Verfügung. Bei der Wartung im Juli hatte Gazprom darauf verwiesen, dass eine in Kanada von Siemens Energy überholte Gasturbine fehle. Dies wie auch die jetzige Wartung hatte die Bundesregierung als politisch motivierten Vorwand kritisiert.
„Wir können die neue Wartung aus Russland technisch nicht nachvollziehen“, sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, Reuters TV. Er zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass Deutschland den Ausfall verkraften könne. Die Bundesrepublik bekomme Gas aus Norwegen, Belgien und demnächst auch aus Frankreich. Also gehe er davon aus, dass man damit zurecht kommen werden. Entscheidend sei aber, wie Russland nach dem Ende der Wartung verfahre.
Russland hatte bereits im Juli für zehn Tage den Gastransport durch die Pipeline gestoppt. Damals wie heute begründete Russland dies mit Wartungsarbeiten, die wegen der Sanktionen notwendig seien, die der Westen nach dem Einmarsch des Landes in die Ukraine verhängt habe. Die Bundesregierung hält dies für vorgeschoben. Sie wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, gegen Deutschland einen Wirtschaftskrieg zu führen. Russland hat auch den Gas-Transport durch die Pipeline auf zunächst 40 und später auf 20 Prozent der möglichen Kapazität gesenkt.
GASSPEICHER IN DEUTSCHLAND GUT GEFÜLLT
„Wenn weiter die 20 Prozent über Nord Stream 1 kommen, wird das zu verschmerzen sein. Es kommt darauf an, was Russland damit tut“, sagte Netzagenturchef Müller. Er verwies auf eine gute Bevorratung hierzulande. „Die Gasspeicher sind zu fast 85 Prozent befüllt und wir können das Gas im Winter auch wieder ausspeichern“, twitterte er. Es werde Gas gespart, was auch so bleiben müsse. Im November sollen die Speicher zu 95 Prozent befüllt sein.
Die Lieferkürzungen Russlands haben mit dazu beigetragen, dass die Gaspreise in die Höhe geschossen sind. Importeure wie der Düsseldorfer UniperUN01.DE-Konzern können nur mit Milliardenhilfen des Staates für Ersatz sorgen. Haushaltskunden drohen Rechnungen, die um ein vielfaches höher sind als zuletzt. Die Sorge ist groß, dass Russland die Lage noch weiter verschärft und Gaslieferungen komplett einstellt. Schon jetzt haben die hohen Energiepreise wesentlich dafür gesorgt, dass die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren gestiegen ist.
Russland erhöht Druck mit Wartung der Gasleitung Nord Stream 1
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
Hier findet ihr den aktuellen Livestream zum Thema Web3 NFT Metaverse Talk