Moskau/Berlin, 25. Jul (Reuters) – Nur wenige Tage nach der Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 hat die russische Gazprom eine Halbierung der Liefermenge angekündigt. Der russische Staatskonzern teilte am Montag mit, die Gaslieferungen würden auf 33 Millionen Kubikmeter pro Tag von mehr als 160 Millionen Kubikmetern bei voller Kapazität verringert. Dies werde ab Mittwoch gelten. Dies entspräche einer Pipeline-Auslastung von etwa 20 Prozent. Derzeit läuft sie mit etwa 40 Prozent. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, es beobachte die Lage mit der Bundesnetzagentur und dem Krisenteam sehr genau. „Es gibt nach unseren Informationen keinen technischen Grund für eine Reduktion der Lieferungen“, sagte eine Sprecherin.
Erst am Donnerstag voriger Woche hatte Gazprom nach einer zehntägigen Wartungsunterbrechung wieder Gas durch die Pipeline geschickt. Die erneute Verringerung begründete der Konzern nun damit, dass eine weitere Turbine gewartet werden müsse.
Der Chef der für die Regulierung der Gasmärkte zuständigen Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte zunächst mitgeteilt, die Anmeldungen für den Pipeline-Gasfluss seinen bereits für Dienstag halbiert worden. Er korrigierte sich aber kurz darauf, und erklärte, die Nominierungen bezögen sich auf Mittwoch.
Gazprom hatte zuvor im Streit um eine Gasturbine von Siemens Energy nachgelegt, die zur Wartung in Kanada war und nun von Deutschland aus nach Russland zurückgelangen soll. Das Unternehmen habe Unterlagen von Siemens Energy erhalten, aber es seien immer noch Fragen offen im Zusammenhang mit den von der EU und Großbritannien verhängten Sanktionen.
Das Wirtschaftsministerium widersprach dieser Darstellung. Dort herrscht ohnehin die Einschätzung, die bereits gewartete Turbine werde von Russland nur als Vorwand genutzt, um den Gasdurchfluss zu reduzieren und damit im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine Druck auf Deutschland und die Europäische Union (EU) auszuüben. „Die sanktionsrechtlichen Genehmigungsvoraussetzungen für die Auslieferung der in Rede stehenden Turbine liegen vor“, sagte eine Sprecherin. „Kanada hat die nach kanadischem Recht notwendige Ausnahmegenehmigung erteilt. Nach dem EU-Sanktionsrecht ist keine Ausnahmegenehmigung erforderlich.“
Siemens Energy erklärte, der Transport der Turbine sei vorbereitet und könne sofort starten. „Siemens Energy hatte bereits Anfang letzter Woche alle erforderlichen Dokumente für die Ausfuhr von Deutschland nach Russland vorliegen und Gazprom darüber auch informiert. Was allerdings fehlt, sind erforderliche Zolldokumente für den Import nach Russland. Diese Informationen können nur vom Kunden bereitgestellt werden.“ Die Wartung der Turbine sei ein Routinevorgang. „In den letzten zehn Jahren gab es keine wesentlichen Komplikationen.“ Die aktuelle Genehmigung Kanadas sehe auch vor, dass weitere Turbinen von Siemens Energy in Montreal gewartet und danach ausgeführt werden könnten.“ Wir sehen daher zum jetzigen Zeitpunkt keinen Zusammenhang zwischen der Turbine und den durchgeführten beziehungsweise angekündigten Gasdrosselungen.“
Russland dreht Gashahn weiter zu – Liefermenge auf 20 Prozent halbiert
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