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Russischer Raketenangriff auf Kiew kurz vor G7-Gipfel

Kiew, 26. Jun (Reuters) – Bei dem ersten russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew seit drei Wochen sind nach Behördenangaben mindestens fünf Menschen verletzt worden. Raketen seien in einem Wohnhaus und einem Kindergarten im Stadtzentrum eingeschlagen, teilte Präsidialamtschef Andrij Jermak am Sonntag mit. Ein neunstöckiges Wohnhaus sei durch den Beschuss beschädigt worden und in Brand geraten, erklärte Bürgermeister Vitali Klitschko über den Kurznachrichtendienst Telegram. Bewohner seien in Sicherheit gebracht und ein siebenjähriges Mädchen aus den Trümmern gerettet worden. Die Rettungskräfte versuchten, auch die Mutter des Kindes zu retten. Der Beschuss von Kiew erfolgte kurz vor Beginn des Gipfels der sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7) in Bayern, der von dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den Sanktionen gegen Russland dominiert wird. 

Betroffen von dem Raketenangriff war das historische Viertel Schewtschenkiwskyj, in dem es eine Reihe von Universitäten, Restaurants und Kunstgalerien gibt. Wenige Stunden später waren zwei Explosionen am Stadtrand von Kiew zu hören. Die Ursache war zunächst unklar. Auch aus der zentralukrainischen Stadt Tscherkassy wurden Explosionen gemeldet. Zuletzt hatte Russland seine Angriffe auf den Donbass in der Ostukraine konzentriert. Seit Freitag nehmen die russischen Streitkräfte aber nach Angaben der Ukraine auch wieder vermehrt Ziele in allen Landesteilen unter schweren Beschuss. Kiew war zuletzt am 5. Juni Ziel eines Raketenangriffs. Damals wurde ein Bahnwerk am Stadtrand getroffen. Zuvor hatte es seit einem Raketenbeschuss Ende April, bei dem ein Wohnhaus getroffen und eine Frau getötet wurde, keine größeren Angriffe auf Kiew mehr gegeben. 

Nachdem die Ukrainer die russischen Truppen vor den Toren Kiews zurückgeschlagen hatten, verstärkte Russland seine Angriffe im Osten des Landes, wo es trotz schwerer Verluste zuletzt weitere Gebiete einnehmen konnte. So nahmen am Samstag russische Truppen die Industriestadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk nach wochenlangen Kämpfen vollständig ein. Es ist nach der Hafenstadt Mariupol die nächste strategisch wichtige ukrainische Stadt, die unter russische Kontrolle fällt. Russland hat die Eroberung des gesamten Donbass, der schon vor Kriegsausbruch zum Teil von pro-russischen Separatisten kontrolliert wurde und zu dem auch die Region Donezk gehört, zu einem Hauptziel erklärt.

Nach der Einnahme von Sjewjerodonezk seien russische Truppen auch über den Fluss Siwerskyj Donez in die Nachbarstadt Lyssytschansk vorgedrungen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen Vertreter der prorussischen Separatisten, die an dem Vormarsch beteiligt sein sollen. Lyssytschansk ist die letzte ukrainische Bastion in der Region Luhansk.

Russland griff nach Angaben seines Verteidigungsministerium mehrere Ausbildungszentren der ukrainischen Armee mit Hochpräzisionswaffen an. Getroffen worden seien bei den Raketenangriffen Ziele in den Regionen Tschernihiw, Schytomyr und Lwiw, berichteten russische Nachrichtenagenturen.

SELENSKYJ – UKRAINE IN SCHWIERIGER PHASE DES KRIEGS

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht sein Land in einem emotional schwierigen Phase des Krieges. „Wir haben kein Gefühl dafür, wie lange es dauern wird, wie viele Schläge, Verluste und Anstrengungen noch nötig sein werden, bevor wir sehen, dass der Sieg in Sicht ist“, sagte Selenskyj in seiner nächtlichen Videobotschaft. Die unerbittlichen Raketenangriffe bestätigten, dass die Sanktionen gegen Russland nicht ausreichten, um der Ukraine zu helfen. „Die Luftabwehrsysteme – die modernen Systeme, über die unsere Partner verfügen – sollten nicht auf Übungsplätzen oder in Lagern stehen, sondern in der Ukraine, wo sie jetzt gebraucht werden, mehr als irgendwo sonst auf der Welt“, sagte Selenskyj. 

Der Krieg dominiert den G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern, wo die Staats- und Regierungschefs Geschlossenheit demonstrieren wollen. US-Präsident Joe Biden sagte, dass die G7-Staaten angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine zusammenstehen werden. Russlands Präsident Wladimir Putin habe sich verrechnet, weil er eine Spaltung des westlichen Lagers erwartet habe, sagt Biden zu Beginn eines bilateralen Gesprächs mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Biden dankt dem Kanzler mehrfach für die enge Zusammenarbeit.

Als neue Sanktion wollen die G7 auch ein Gold-Embargo gegen Russland verhängen, neue Importe von russischem Gold unterbinden. Das Verbot neuer Importe von russischem Gold werde bereits in Kürze in Kraft treten und sowohl für neu abgebautes als auch für veredeltes Gold gelten, hieß es in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung der britischen Regierung. US-Regierungskreisen zufolge soll das Embargo am Dienstag zum Gipfel-Abschluss offiziell verkündet werden.

Russischer Raketenangriff auf Kiew kurz vor G7-Gipfel

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Titelfoto: Copyright [Gitane] /Depositphotos.com

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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