Donnerstag, Dezember 26, 2024
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Russische Truppen im Donbass auf dem Vormarsch

Kiew/Charkiw, 30. Mai (Reuters) – Die russischen Truppen rücken nach ukrainischen Angaben weiter in der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk im Donbass im Osten des Landes vor. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj, sprach am Montag von sehr heftigen Kämpfen mit starkem Beschuss, bei dem zwei Zivilisten getötet und fünf verletzt worden seien. „Leider haben wir enttäuschende Nachrichten, der Feind rückt in die Stadt ein“, sagte Gajdaj im staatlichen Fernsehen. Die Gas- und Wasserversorgung der Stadt mit normalerweise rund 100.000 Einwohnern sei unterbrochen. Sjewjerodonezk ist die größte Stadt im Donbass, die von der Ukraine noch gehalten wird. 

Die russischen Truppen dringen in Sjewjerodonezk von den Außenbezirken weiter in der Stadt vor, wie Gouverneur Gajdaj erläuterte. Die Nachbarstadt Lyssytschansk sei weiter unter ukrainischer Kontrolle, sagte Gajdaj. Dort liefen Evakuierungen. Die Ukraine sei weiter in der Lage, beide Städte täglich mit humanitärer Hilfe zu versorgen. Die Hauptstraße zwischen den beiden Städten liege zwar unter Beschuss, sei aber nicht blockiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete, rund 90 Prozent der Gebäude von Sjewjerodonezk seien beschädigt, mehr als zwei Drittel der Wohnhäuser zerstört. „Sjewjerodonezk einzunehmen, ist die Hauptaufgabe der Besetzer“, sagte Selenskyj in seiner nächtlichen Video-Ansprache. „Wir tun alles, was wir können, um den Vorstoß aufzuhalten.“ 

In den vergangenen Tagen haben die russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine immer wieder Erfolge vorweisen können. Für die ukrainischen Truppen wird die Lage dagegen immer schwieriger. Russlands Außenminister Sergej Lawrow nannte die Einnahme des Donbass eine „bedingungslose Priorität“ für sein Land und sprach dabei von einer Befreiung. Russland erkenne die separatistischen Donbass-Regionen Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an, sagte Lawrow dem französischen Sender TF1 einer Meldung der Nachrichtenagentur RIA zufolge. Die anderen Teile der Ukraine sollten selbst über ihre Zukunft entscheiden.

Ein ukrainischer Soldat, der in der Nähe der Ortschaft Bachmut in der Region Donezk kämpft, äußerte im Gespräch mit Reuters TV die Befürchtung, dass seine Regierung zu schnell aufgeben könnte. „Wissen Sie, wovor ich am meisten Angst habe, jetzt wo die Kämpfe so intensiv sind?“ fragte der Mann, der seinen Namen mit Dmytro angab und vor dem Krieg Englisch-Lehrer war. „Dass wir gesagt bekommen: Das war’s, hört auf, wir haben einen Waffenstillstand.“ Dies würde nur dazu führen, dass die Ukraine Teile ihres Territoriums abgeben müsste. „Eine Verhandlungslösung kann es nur nach ukrainischen Vorgaben geben, aber wenn es jetzt passierte, wäre es der Horror“, sagte er. 

Allerdings hat Russland im Krieg in der Ukraine nach britischen Angaben offenbar große Verluste bei den mittleren und unteren Offiziersrängen erlitten. Dies könnte die militärische Effektivität der russischen Streitkräfte schwächen, erklärt das britische Verteidigungsministerium auf Basis eines Geheimdienst-Berichts. Brigade- und Bataillonskommandeure seien wahrscheinlich in den gefährlichsten Positionen eingesetzt worden. Zugleich hätten untergeordnete Offiziere taktische Einsätze auf niedriger Ebene leiten müssen. „Angesichts mehrerer glaubwürdiger Berichte über lokale Meutereien unter den russischen Streitkräften in der Ukraine wird der Mangel an erfahrenen und zuverlässigen Zug- und Kompaniekommandeuren wahrscheinlich zu einem weiteren Rückgang der Moral und anhaltend schlechter Disziplin führen“, hieß es. 

EU-STAATEN RINGEN UM ÖL-EMBARGO GEGEN RUSSLAND 

Die neue französische Außenministerin Catherine Colonna wollte im Tagesverlauf bei einem Besuch in Kiew mit Selenskyj zusammentreffen. Dabei werde sie der Ukraine die Solidarität Frankreichs versichern und weitere Hilfe anbieten, kündigte ihr Ministerium an. Zuletzt war verstärkt Kritik laut geworden, dass Frankreich nicht genug tue, um die Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Invasion zu unterstützen. Auch Deutschland steht deshalb nach wie vor in der Kritik.

Seit Beginn der Invasion der Ukraine am 24. Februar sind die russischen Truppen auch im Süden des Nachbarlandes vorgerückt. Sie haben die Kontrolle über die praktisch zerstörte Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer, das über die Straße von Kertsch mit dem Schwarzen Meer verbunden ist, und wollen die Krim über eine Landbrücke mit dem Donbass verbinden. Die Krim liegt zwischen dem nördlichen Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer. Russland bezeichnet sein Vorgehen in der Ukraine als einen militärischen Sondereinsatz zum Schutz der dortigen russischsprachigen Bevölkerung. Die Ukraine und westliche Staaten sprechen dagegen von einem nicht provozierten Angriffskrieg. 

Die Europäische Union bereitet deshalb bereits ihr mittlerweile sechstes Sanktionspaket vor. Dies soll auch Gegenstand des Sondergipfels der 27 EU-Staats- und Regierungschefs am Montag und Dienstag in Brüssel sein. Ein darin geplantes Öl-Embargo gegen Russland wird allerdings nach wie vor von Ungarn blockiert. Das von der EU-Kommission vorgeschlagene, stufenweise Öl-Embargo soll bis Ende des Jahres im Wesentlichen umgesetzt sein. Vorbehalte dagegen haben auch die Slowakei und Tschechien angemeldet. Sie warnen, dass ihre Wirtschaft bei einem allzu schnellen Ausstieg aus dem Import von russischem Öl zusammenbrechen würde.

Russische Truppen im Donbass auf dem Vormarsch

Foto: Symbolfoto

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