London, 26. Apr (Reuters) – Die Fluggesellschaft Qatar Airways hat im Rechtsstreit mit Airbus einen Rückschlag erlitten. Ein Gericht in Großbritannien erlaubte dem europäischen Flugzeugbauer am Dienstag, Maschinen des Typs A321neo aus einem Qatar-Auftrag an andere Kunden zu verkaufen. Die Einschätzung der Fluggesellschaft, dass diese Bestellung weiterhin Bestand hat, wies das Gericht dagegen zurück. Insbesondere dem Argument der Fluggesellschaft, keine Alternativen zu der A321neo zu haben, erteilte das Gericht eine Absage und verwies auf Leasing-Maschinen oder Boeing-Flugzeuge.
Qatar kann das Urteil anfechten. Allerdings bedeutet es, dass es bei künftigen Verhandlungen nur noch um finanziellen Schadenersatz geht und Airbus nicht zum Bau der Maschinen gezwungen werden kann.
Hintergrund des Rechtsstreits ist der Konflikt um Schäden an Langstreckenflugzeugen des Typs A350. Qatar Airways hatte eine Bestellung über die A350-Maschinen storniert, woraufhin Airbus seinerseits sich nicht mehr an einen Auftrag über die A321neo gebunden sieht.
Zur Begründung erklärte Airbus, die beiden Verträge seien über eine Klausel miteinander verbunden gewesen, wonach ein Vertrag für nichtig erklärt werden kann, wenn sich die Parteien nicht an den anderen halten. Der Flugzeugbauer warf Qatar Airways vor, Sicherheitsbedenken als Vorwand zu nehmen, um in Zeiten schwacher Nachfrage keine Flugzeuge des Typs A350 mehr annehmen zu müssen. Airbus geht davon aus, dass die A350 sicher sind.
Qatar führt dagegen an, dass die Flugaufsicht in Doha den Betrieb der Maschinen eingestellt hatte, nachdem es zu Schäden an der Lackschicht gekommen war. Die Wechselseitigkeits-Klausel sei nicht in jedem Fall gültig. Qatar hatte den Auftrag über die A321neo-Maschinen vor zehn Jahren erteilt.
Der Golf-Carrier wollte damit neue Strecken anbieten, auf denen sie große Jets noch nicht füllen kann, die aber zu weit für die kleinere A320 sind. Die erste Auslieferung war für Februar 2023 geplant. Airbus könnte nach Einschätzung von Experten schnell andere Käufer für den stark nachgefragten Typ A321neo finden, während die Corona-Pandemie das Interesse am Langstreckenjet A350 weiter einbrechen ließ.
Auslöser des Streits sind Mängel an der Außenhaut der A350. Bemängelt werden Veränderungen am Lack einiger Maschinen, dazu kommt Korrosion am Blitzschutzsystem. Hintergrund der Probleme ist die Bauweise der neuen Flugzeuge: Der A350 hat einen Rumpf aus Carbonfasern.
Dieser Werkstoff ist besonders leicht, aber schwer mit Farbe zu beschichten. Zudem müssen die Flugzeuge mit einem Netz aus Metallfasern umhüllt werden, um Blitzschläge abzulenken, weil Carbonfasern selbst den Strom nicht leiten. Bei Temperaturunterschieden bleibt Carbonfaser stabil – anders als Flugzeugfarbe, die dadurch abblättern kann.
Rückschlag für Qatar Airways im Rechtsstreit mit Airbus
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