Zürich, 25. Apr (Reuters) – Der Krieg in der Ukraine könnte nach Ansicht des Pharmakonzerns Roche die Entwicklung neuer Medikamente gegen Multiple Sklerose (MS) beeinträchtigen. „Die größte Auswirkung ist im Bereich der Neurowissenschaften auf die längerfristigen klinischen Studien zu erwarten“, sagte Roche-Pharmachef Bill Anderson am Montag im Rahmen des Quartalsberichts des Arzneimittelherstellers aus Basel. „Denn sowohl die Ukraine als auch Russland haben in der Vergangenheit einen sehr wichtigen Beitrag zu klinischen Studien für Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose geleistet.“
Roche müsse nun versuchen, in anderen Ländern Patienten zu finden und Studienzentren einzurichten. Dies sei wichtig, um weiterführende Tests mit seinem MS-Mittel Ocrevus vorzunehmen und neue Therapieansätze für die Nervenerkrankung erforschen zu können. Anderson zufolge kommen 20 bis 30 Prozent der MS-Patienten in klinischen Studien aus den beiden Ländern. Die Krankheit trete in nördlichen Breitengraden und bei Kaukasiern häufiger auf, erklärte der Manager.
Erkrankte hätten in Russland und der Ukraine im Rahmen der Gesundheitsversorgung zudem nur beschränkt Zugang zu neuen Behandlungsoptionen. In beiden Staaten hätten sich viele Fachärzte und Prüfzentren etabliert und sie seien seit Jahrzehnten Schwerpunkte im Bereich MS-Forschung. „Ich denke, dass dies nicht nur für Roche gilt, sondern generell für andere Unternehmen, die Medikamente für MS untersuchen“, sagte Anderson.
Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der westlichen Sanktionen gegen Russland auf das Geschäft von Roche insgesamt dürften begrenzt sein, sagte Konzernchef Severin Schwan. Russland stehe für rund ein Prozent des Umsatzes. Der Schweizer Konzern liefere weiterhin lebenswichtige Medikamente in das Land, habe andere Aktivitäten aber eingestellt.
Roche-Pharmachef – Krieg bremst Entwicklung von MS-Arzneien
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.