Frankfurt, 14. Jul (Reuters) – Die Nachwehen der überraschend hohen US-Inflationsdaten setzen Europas Börsen zu. Dax und EuroStoxx50 fielen am Donnerstag um jeweils etwa ein Prozent auf 12.635 beziehungsweise 3412 Punkte und der Euro hangelte sich weiter an der Parität zum Dollar entlang.
Die am Mittwoch veröffentlichte US-Teuerungsrate für Juni hatte mit 9,1 Prozent den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren erreicht. „Nun steht für die US-Notenbanksitzung in zwei Wochen sogar eine Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt im Raum“, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. „Diese Aussicht macht wahrlich keine Lust auf Aktien.“
Der Weltleitwährung gab diese Aussicht allerdings Auftrieb. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,4 Prozent auf ein 20-Jahres-Hoch von 108,65 Punkten. Eine Zinserhöhung um einen ganzen Prozentpunkt erschwere es der Fed allerdings, eine harte Landung der Wirtschaft und eine Rezession zu verhindern, warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Aus diesem Grund werde sie wohl darauf verzichten und stattdessen den Schlüsselsatz in mehreren Schritten um jeweils 0,75 Prozentpunkte anheben, prognostizierte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
ROHSTOFFPREISE FALLEN – ITALIEN IM BLICK
Die anhaltende Dollar-Stärke schickte den Goldpreis auf Talfahrt, weil sie das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht. Gold verbilligte sich um 1,1 Prozent auf 1717 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Bei Kupfer und Rohöl kam die drohende Rezession als Folge drastischer Zinserhöhung als Belastungsfaktor hinzu. Das Industriemetall verlor ein Prozent auf 7254 Dollar je Tonne und die Ölsorte Brent aus der Nordsee zwei Prozent auf 97,56 Dollar je Barrel (159 Liter).
Mit sorgenvoller Miene blickten Investoren außerdem nach Italien. Dort droht die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi zu stürzen, weil die mitregierende 5-Sterne-Bewegung einer Vertrauensabstimmung fernbleiben will. Dies brockte den zehnjährigen italienischen Staatsanleihen den größten Kursrutsch seit drei Monaten ein. Im Gegenzug stieg die Rendite auf bis zu 3,474 Prozent.
Angesichts der Risiken eines Regierungswechsel für die Haushaltsführung seien die Kursausschläge noch moderat, sagte Rabobank-Anlagestratege Richard McGuire. Er gehe davon aus, dass sich Ministerpräsident Mario Draghi trotz der wachsenden Spannungen in der Koalition bis zur Parlamentswahl im kommenden Jahr durchwursteln werde.
HUGO BOSS EN VOGUE – T-AKTIE FÄLLT TROTZ MILLIARDENVERKAUF
Bei den Unternehmen stach Hugo Boss mit einem Kursplus von 3,4 Prozent heraus, nachdem der Modekonzern auf Basis eines Umsatz- und Gewinnsprungs seine Gesamtjahresziele angehoben hatte. Die Zahlen für das zweite Quartal hätten deutlich über den Erwartungen gelegen, lobte Analystin Kathryn Parker von der Investmentbank Jefferies. Der Neustart der Marke trage Früchte und sie traue dem Unternehmen eine überdurchschnittliche Entwicklung zu.
Die Titel der Deutschen Telekom fielen dagegen um 2,1 Prozent, obwohl der Ex-Monopolist mit dem Verkauf der Mehrheit an seinem Funkturm-Geschäft Milliarden einnimmt. Der Unternehmenswert liege mit 17,5 Milliarden Euro unter den Markterwartungen, sagte ein Börsianer. RoboMarkets-Experte bezeichnete den Deal dennoch als Win-Win-Situation. „Zum einen kommt frisches Geld in die Kasse, das an anderer Stelle gut eingesetzt werden kann. Zum anderen ist eine erfolgreiche Entwicklung dieses Geschäftsbereiches für die Telekom weiterhin vorteilhaft.“
Rezessionsangst lässt Anleger nicht los – Dollar im Aufwind
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