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Rezession durch Omikron-Welle ja, Absturz nein

Berlin, 21. Jan (Reuters) – Der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach vorhergesagte massive Anstieg der Corona-Neuinfektionen macht Experten zufolge eine Rezession in Deutschland wahrscheinlicher. „Wenn es zu sehr vielen Arbeitsausfällen kommt, ist das ein neuer Belastungsfaktor“, sagte der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Nils Jannsen, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Eine Rezession wird dadurch wahrscheinlicher.“ Das sieht der Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Stefan Schneider, ebenfalls so: „Wir werden eine technische Rezession sehen“.

Bereits im vierten Quartal war die deutsche Wirtschaft nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes zwischen 0,5 und 1,0 Prozent geschrumpft. Folgt nun ein weiteres Minus-Quartal, würde Europas größte Volkswirtschaft in einer sogenannten technischen Rezession stecken. Einen Absturz wie zu Beginn der Pandemie 2020 erwartet Schneider aber nicht. „Wir haben gelernt, damit zu leben“, sagte der Experte, der von einem Minus beim Bruttoinlandsprodukt von etwa einem halben Prozent im laufenden Quartal ausgeht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet für Mitte Februar mit mindestens 400.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag – im optimistischen Szenario. Sollten die Auffrischungsimpfungen keine lange Schutzwirkung haben, könnte die Zahl sogar auf mehr als 600.000 pro Tag steigen, hatte der SPD-Politiker nach Reuters-Informationen in einer Schalte mit den Staatskanzleichefs von Bund und Ländern gesagt.

„GERINGER PRODUKTIONSAUSFÄLLE ALS IN HOCHKONJUNKTUR“

„Aus wirtschaftlicher Sicht kommt es weniger auf die Neuinfektionen an, sondern auf die Corona-Beschränkungen für die Unternehmen“, sagte dazu Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Hier waren wir ohnehin davon ausgegangen, dass die weitreichenden 2G-Regeln im ersten Quartal Bestand haben würden.“ Das belaste vor allem Dienstleister und Einzelhändler. Das verarbeitende Gewerbe dürfte darunter leiden, dass China an seiner Null-Corona-Politik festhält und ganze Städte absperrt, so dass der Nachschub aus der Volksrepublik für die deutsche Industrie weiter stocken wird. „Deshalb erwarte ich weiter, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal etwas schrumpfen wird“, sagte Krämer. „Diese Prognose würde ich nur senken, falls die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen anders als bisher massiv steigen würde und neue scharfe Corona-Beschränkungen verhängt würden.“

Das sieht man beim IfW ganz ähnlich. „Omikron führt offenbar auch zu vielen milden Krankheitsverläufen, weshalb negative Auswirkungen durch die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten, abgefedert werden könnten“, sagte Jannsen. „In der Industrie ist die Aktivität ohnehin durch die Lieferengpässe gedämpft, der große Auftragsberg kann derzeit nicht abgearbeitet werden.“ Die Produktion liege derzeit etwa zehn Prozent unter dem Niveau, das angesichts der guten Auftragslage zu erwarten wäre. „Arbeitsausfälle führen daher zu geringeren Produktionsausfällen als in einer Phase der Hochkonjunktur“, sagte Jannsen. Sein Fazit lautet deshalb: „Ein schwerer Konjunktureinbruch wie zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren ist nicht zu erwarten“. 2020 insgesamt war das Bruttoinlandsprodukt um 4,6 Prozent eingebrochen, während es 2021 um 2,7 Prozent wuchs.

Rezession durch Omikron-Welle ja, Absturz nein

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