Berlin/Washington, 08. Sep – Zwei Monate vor den US-Kongresswahlen zeigt eine Umfrage, wie sehr die politischen Fronten in dem Land verhärtet sind. 58 Prozent der Befragten vertreten in der Erhebung der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos die Auffassung, dass die „Make America Great Again“-Kampagne von Ex-Präsident Donald Trump die Grundlagen der US-Demokratie gefährde. Etwa genauso viele – 59 Prozent – sind aber auch der Ansicht, dass eine kürzlich gehaltene Wahlkampfrede von Trumps Nachfolger Joe Biden das Land weiter spalten werde. Der als Brückenbauer angetretene Präsident hatte vor einer Woche seine Tonlage erheblich verschärft und dem Trump direkt vorgeworfen, für einen Extremismus zu stehen, der die Grundpfeiler der Republik bedrohe.
Weder der Demokrat Biden noch der Republikaner Trump stehen bei der Abstimmung am 8. November zur Wahl, sondern das Repräsentantenhaus und etwa ein Drittel des Senats. Gleichwohl gelten die sogenannten Zwischenwahlen traditionell auch als stellvertretendes Votum über den Präsidenten, diesmal also Biden, der seit Anfang 2021 im Weißen Haus sitzt. Trump wiederum ist ein wichtiger Faktor, da er nach wie vor erheblichen Einfluss innerhalb der Republikanischen Partei besitzt, mehrere Kongresskandidaten aktiv unterstützt und seit langem damit kokettiert, 2024 erneut selbst als Präsidentschaftskandidat anzutreten. „Make America Great Again“ – kurz Maga – ist sein Wahlkampfslogan und steht für seine Agenda sowie seinen Politikstil.
Trump ist allerdings nicht unumstritten in seiner Partei, insbesondere seit dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021, als Tausende seiner Anhänger versuchten, die offizielle Bestätigung von Bidens Wahlsieg mit Gewalt zu verhindern. 60 Prozent der Befragten, die sich zu Anhängern der Republikaner zählen, gehen nicht laut der Umfrage nicht davon aus, dass Trumps Maga-Bewegung die Mehrheit der Partei repräsentiert.
Bei den Zwischenwahlen erleidet in der Regel die Partei Verluste, die den Präsidenten stellt. Kandidaten müssen befürchten, stellvertretend für den Präsidenten abgestraft zu werden. In der Umfrage geben lediglich 39 Prozent an, mit Bidens Arbeit zufrieden zu sein. Der Präsident steckt seit einiger Zeit in einem solchen Umfragetief fest. Die Demokraten laufen nicht zuletzt angesichts dieser niedrigen Zuspruchswerte und ihrer nur knappen Mehrheit im Kongress Gefahr, dass sie die Kontrolle über mindestens eine, wenn nicht sogar beide Parlamentskammern verlieren. Das würde Biden das Regieren in den verbleibenden zwei Jahren bis zur nächsten Präsidentschaftswahl erheblich erschweren.
An der Online-Umfrage nahmen über zwei Tage hinweg bis Mittwoch 1003 Erwachsene teil. Darunter waren 411 erklärte Anhänger der Demokraten und 397 Anhänger der Republikaner.
Reuters-Umfrage zeigt starke Polarisierung in USA zwei Monate vor Kongresswahl
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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