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StartWirtschaftRekordinflation im Euro-Raum von 8,1 Prozent erhöht Druck auf EZB

Rekordinflation im Euro-Raum von 8,1 Prozent erhöht Druck auf EZB

Frankfurt, 31. Mai (Reuters) – Die Inflation im Euro-Raum klettert auf ein weiteres Rekordhoch und erhöht damit den Druck auf die Europäische Zentralbank. Angeschoben von den Energiepreisen schoss die Teuerung im Mai auf 8,1 Prozent nach oben, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag nach einer ersten Schätzung mitteilte. Die Prognosen der Volkswirte, die mit einem neuen Rekordwert von 7,7 Prozent gerechnet hatten, wurden damit sogar noch übertroffen. Die Inflationsrate ist inzwischen mehr als vier mal so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die 2,0 Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft anstrebt. Im März und April hatte die Teuerung im Währungsraum jeweils bei 7,4 Prozent gelegen. 

Die Rufe dürften jetzt noch lauter werden, die angesichts des anhaltenden Inflationsschubs von den Währungshütern fordern, rasch mit Zinsanhebungen gegenzusteuern. „Wieder ein neuer Höchststand bei der Inflation, wieder ist die Inflation auch jenseits der teureren Energie- und Nahrungsmittel gestiegen“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer die Daten. „Ich verstehe nicht, warum die EZB mit der Abschaffung ihrer Negativzinsen bis Ende des dritten Quartals warten möchte.“ EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte kürzlich in Aussicht gestellt, dass die Währungshüter voraussichtlich bis Ende September die Ära der Minuszinsen beenden werden. Aus Sicht von Krämer zeigt jede neue Inflationszahl, wie riskant dieses Zögern ist.

Der Einlagensatz der EZB liegt aktuell bei minus 0,5 Prozent. Die Notenbank hatte ihn erstmals 2014 auf unter null gesetzt und danach in der Folge immer tiefer in den negativen Bereich gesenkt. Ein negativer Satz bedeutet, dass die Banken Gebühren für das Parken von Bargeld bei der Zentralbank zahlen müssen. Von den Geldhäusern werden diese als „Strafzinsen“ kritisiert und teilweise auch an Sparer weitergereicht. Der Schlüsselzins liegt aktuell bei 0,0 Prozent. Seit März 2016 befindet er sich auf diesem Niveau.

ENERGIEPREISE STEIGEN RASANT 

Andere große Notenbanken wie die Fed in den USA haben angesichts des starken Preisauftriebs bereits ihre Zinsen erhöht. Experten gingen zuletzt davon aus, dass die EZB auf ihrer Zinssitzung am 9. Juni zunächst das Ende ihrer Staatsanleihenkäufe beschließen wird und dann im Juli erstmals die Zinsen erhöht. Es wäre die erste Zinsanhebung seit 2011. 

„Die EZB wird im Juli den Leitzins um 25 Basispunkte anheben“, glaubt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „In Anbetracht der Inflationsdynamik wären aber auch 50 Basispunkte angebracht“, meint der Experte. EZB-Chefin Lagarde solle sich nicht davor scheuen, im zweiten Halbjahr einen deutlichen Kurswechsel einzuläuten. Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot hatte bereits die Möglichkeit einer Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt ins Spiel gebracht.

ENERGIE VERTEUERT SICH UM FAST 40 PROZENT

Volkswirt Salomon Fiedler von der Berenberg Bank geht davon aus, dass die EZB die Zinsen sowohl im Juli als auch im September um 25 Basispunkte pro Sitzung anheben wird. „Wir erwarten dann eine weitere Erhöhung im Dezember, gefolgt von drei weiteren im Jahr 2023 und zwei 2024“, erläuterte er. Die Schritte können aus seiner Sicht auch dazu beitragen, dass die Inflationserwartungen nicht aus dem Ruder laufen. „Wenn sich die Erwartungen vom Inflationsziel entankern wird die Arbeit einer Zentralbank viel schwieriger“, warnte Fiedler. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte bereits wiederholt ein schnelles Handeln der EZB gefordert, damit die Inflationserwartungen nicht ins Kraut schießen.

In Deutschland, der größten Volkswirtschaft im Euro-Raum, schossen die Preise gemäß dem nach europäischem Standard berechneten Index im Mai sogar um 8,7 Prozent nach oben von 7,8 Prozent im April. In Frankreich kletterte die Teuerungsrate auf 5,8 Prozent von 5,4 Prozent im Vormonat. Energie verteuerte sich laut Eurostat im Zuge des Ukraine-Kriegs im Mai zum Vorjahr um 39,2 Prozent, nach einem Anstieg von 37,5 Prozent im April. Die Preise für unverarbeitete Lebensmittel zogen um 9,1 Prozent an, nach zuletzt 9,2 Prozent. Dienstleistungen verteuerten sich im Mai um 3,5 Prozent. Ein Indikator dafür, dass die Preise auf breiter Front anstiegen, ist die sogenannte Kernrate, bei der die Preise für Energie und unverarbeitete Lebensmittel herausgenommen werden. Nach dieser Messung nahm die Inflation im Mai auf 4,4 Prozent zu, nach 3,9 Prozent im April.

Rekordinflation im Euro-Raum von 8,1 Prozent erhöht Druck auf EZB

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Titelfoto: Symbolfoto

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