San Francisco, 07. Okt – Das mit harten Bandagen bis hin zum Streit vor Gericht geführte Ringen zwischen Tesla-Chef Elon Musk und Twitter um die Übernahme des weltweit bekannten Kurznachrichtendienstes dürfte bald ein Ende haben. Denn Musk hat sich durch die Entscheidung eines Gerichts im US-Bundesstaat Delaware, das Verfahren um die Übernahme bis zum 28. Oktober auszusetzen, Zeit gekauft. Bis Ende Oktober kann der Tycoon den Zukauf, von dem er zwischenzeitlich Abstand genommen hatte, nun in trockene Tücher bringen. Doch dafür muss sich auch der reichste Mann der Welt strecken. Denn immerhin muss er nun 44 Milliarden Dollar aufbringen.
Musk hatte Anfang der Woche versichert, er wolle – wie ursprünglich in der Kaufvereinbarung aus dem April angekündigt – 54,20 Dollar pro Twitter-Aktie auf den Tisch legen. Die Finanzierung für den Deal müsse aber stehen, hatte er hinzugefügt. Beide Seiten misstrauen sich dabei. Denn Musk hatte noch im Juli mit Verweis auf angebliche Falschaussagen Twitters zur Anzahl von Scheinkonten auf der Plattform erklärt, er werde den Kauf nicht vollziehen. Musk und Twitter hatten sich dann gegenseitig verklagt. Nun will der Milliardär aber doch Ernst machen.
Musk hatte in Aussicht gestellt, insgesamt 46,5 Milliarden Dollar aus Eigenmitteln und Schulden für den Deal zu besorgen, um damit den Preis von 44 Milliarden Dollar und die umfänglichen Kosten der Transaktion zu begleichen. Banken wie Morgan Stanley und die Bank of America haben zugesagt, sich an der Kreditfinanzierung des Deals in einer Höhe von 13 Milliarden Dollar zu beteiligen. Twitter schaut Musk dabei aber genau auf die Finger und hatte am Donnerstag unter Berufung auf eine Bank erklärt, Musk habe dem Geldhaus noch nicht verbindlich mitgeteilt, dass er die Transaktion auch wirklich abschließen wolle. Musk dagegen betonte, die Banken arbeiteten kooperativ mit daran, die Finanzierung des Abschlusses um den 28. Oktober zu sichern.
Musk muss auf der anderen Seite nun eigene Mittel aufbringen, die bei rund 33,5 Milliarden Dollar liegen dürften. Der Geschäftsmann kann dabei auf seinen Twitter-Anteil von 9,6 Prozent zurückgreifen, der rund vier Milliarden Dollar schwer ist. Zudem kann er auf Geld wohlbetuchter Co-Investoren zurückgreifen, darunter Oracle-Mitbegründer Larry Ellison und ein saudischer Prinz. Diese Summe bewegt sich in einer Höhe von rund 7,1 Milliarden Dollar.
Bleiben noch 22,4 Milliarden Dollar, für die er seine Schatulle wohl weiter öffnen muss. Der 51jährige Musk ist dabei mit einem vom Magazin Forbes auf 219 Milliarden Dollar geschätzten Vermögen der reichste Mensch auf Erden. Doch nicht alle Gelder im Musk-Imperium sind flüssig. Viel ist an Anteile seiner Firmen Tesla und Space X gebunden. Nach Reuters-Berechnungen sitzt Musk nach dem Abschmelzen seines Tesla-Anteils im vergangenen November und Dezember sowie im April und August auf rund 20 Milliarden Dollar liquiden Mitteln. Es dürften also noch zwei bis drei Milliarden Dollar offen sein, bis Musk am Ziel ist.
Doch auch dies kann Musk lösen – denn dafür hat er einige Möglichkeiten. Der Milliardär könnte weitere Anteile an Telsa abschmelzen oder seinen Anteil an Space X vermindern. Eine andere Option wäre, sich mit den Aktien als Sicherheit weitere Kredite zu besorgen. Oder Musk könnte einfach weitere Investoren an Bord holen. Noch im August hatte Musk dabei betont, er wolle sich nicht von weiteren Tesla-Aktien trennen. Doch da Musk schon einige Kehrtwenden vollzogen hat, geht unter Tesla-Aktionären die Sorge um, dass er es sich noch einmal anders überlegen könnte und Anteilsscheine des Elektroautobauers auf den Markt wirft. Der Wert seines Tesla-Paketes dürfte sich nach Reuters-Berechnungen bei rund 111 Milliarden Dollar bewegen. Musk hat also noch viel Spielraum.
Woher bekommt der reichste Mann der Welt das Geld für Twitter?
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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