Berlin, 11. Jan (Reuters) – Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren in Deutschland ist Ende vergangenen Jahres merklich gestiegen. Sie nahm im Dezember um 18,0 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im November hatte es sogar eine Zunahme von 43,8 Prozent gegeben. Im Vergleich zu Dezember 2020 lag die Zahl um fast ein Viertel höher. Damals war die Antragspflicht wegen der Corona-Krise noch vollumfänglich ausgesetzt. Die Entwicklung der Regelinsolvenzverfahren kann Hinweise auf die künftige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen geben, so die Statistiker.
Die tatsächlich bei den Amtsgerichten 1056 beantragten Unternehmensinsolvenzen sanken im Oktober um 2,7 Prozent zum Vorjahresmonat. Im Vergleich zum Oktober 2019, also vor der Corona-Krise, war die Zahl sogar um ein gutes Drittel niedriger. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 1,0 Milliarden Euro. Im Oktober 2020 waren es noch etwa 2,1 Milliarden Euro.
Die wegen Corona befürchtete Pleitewelle in Deutschland ist bislang zumindest ausgeblieben. Der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zufolge ist im vergangenen Jahr die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sogar um 10,8 Prozent auf 14.300 Fälle gesunken. „Bei den Unternehmenspleiten haben wir den niedrigsten Wert seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999 gemessen und zählen nur noch halb so viele Insolvenzen wie 2012“, hieß es dazu. Dass trotz der Einschränkungen in vielen Branchen und einer schwachen Konjunktur eine Insolvenzwelle ausblieb, führt Creditreform auf die umfassenden staatlichen Hilfen zurück.
Knapp jedes siebte Unternehmen sieht sich durch die Folgen der Corona-Pandemie allerdings in seiner Existenz bedroht. Mit 14 Prozent sei der Anteil im Dezember genauso hoch geblieben wie bei der vorangegangenen Erhebung im Juni 2021, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. „Immer noch besonders gefährdet fühlen sich die Reisebüros und -veranstalter mit 73,2 Prozent sowie Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft mit 67,4 Prozent“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
Deutlich mehr Regelinsolvenzen am Jahresende beantragt
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