UPDATE Berlin, 15. Nov – Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will den Bezahlsender Sky nicht übernehmen. „Wir sind kein Käufer von Sky Deutschland“, sagte ProSiebenSat.1-Finanzvorstand Ralf Gierig der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. „Wir sind fokussiert auf lineares Free-TV und unseren digitalen Footprint.“ Sky hingegen sei im Bezahlbereich unterwegs – „und das ist ja historisch auch ein schwieriges Geschäft in Deutschland“. Reuters hatte vorige Woche unter Berufung auf Insider berichtet, dass das bayerische Unternehmen den Kauf des Bezahlsenders vom US-Kabelnetz- und Medienriesen Comcast prüft.
Spekulationen über einen möglichen Verkauf von Sky Deutschland halten sich seit Monaten. Die Amerikaner hatten die britische Pay-TV-Plattform Sky mit Ablegern in Deutschland und Italien 2018 für 39 Milliarden Dollar übernommen.
„PROSIEBEN NICHT IN STRIKTER VERWEIGERUNGSHALTUNG“
Zum italienischen Großaktionär MFE MediaForEurope äußerte sich Gierig zurückhaltend. Die jüngsten Veränderungen der MFE-Beteiligung bewerte er neutral. „Für uns hat sich nicht viel geändert. Wir sind generell offen für Dialog mit allen unseren Aktionären und ausdrücklich auch mit MFE.“ Die Strategie von ProSiebenSat.1 sei auch mit neuer Führungsspitze unverändert. Bisher hatte der Konzern MFE bei deren Buhlen um mehr Nähe und Kooperation die kalte Schulter gezeigt. Gierig verwies darauf, dass es Zusammenarbeit bei bestimmten Themen gebe und man im Kampf gegen US-Internet- und Tech-Riesen an einem Strang ziehe. „ProSieben war hier nicht in einer strikten Verweigerungshaltung und ist es auch künftig nicht.“
Die Auseinandersetzung mit dem Großaktionär kommt nun auf den neuen ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets zu, der am 1. November das Ruder in Unterföhring bei München übernommen hat. Denn die von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte MFE (ehemals Mediaset) hat jüngst ihre Machtposition bei ProSieben ausgebaut: Die Italiener reduzierten zwar ihre direkten Stimmrechte leicht, sicherten sich aber weitere vier Prozent am deutschen Rivalen und kommen so direkt und über Finanzinstrumente auf bis zu 29,01 Prozent. Auf der Hauptversammlung könnte MFE sogar 29,9 Prozent in die Waagschale werfen. Mit Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent der Stimmrechte wäre ein Übernahmeangebot fällig.
Auf die Frage, ob er eine Übernahme durch MFE erwarte, sagte Gierig, dies könnten nur die Italiener beantworten. Zu dem Thema hatte MFE-Finanzchef Marco Giordani im März gesagt: „Aktuell haben wir keine derartigen Pläne. Was in einem Jahr ist, wird man dann sehen.“ In der Branche gab es zuletzt Stimmen, dass MFE derzeit eher nicht die Mittel für eine Übernahme hätte.
Den Börsengang seiner Dating-Sparte hatte ProSieben nach Beginn des Ukraine-Kriegs aus Eis gelegt. Der IPO sei aber nicht abgesagt, sondern nur aufgeschoben und könnte bei besserem Börsenumfeld wieder aktuell werden, betonte der Finanzchef. Für das erste und zweite Quartal sei das eher nicht zu erwarten. „Für das zweite Halbjahr 2023 würde ich aber nicht ausschließen, dass das geht.“ Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Rezession und hohen Inflation rechnet Gierig für das gesamte Geschäft noch mit einem schwierigen ersten Halbjahr 2023.
ProSiebenSat.1 befürchtet für das laufende so wichtige vierte Quartal starke Einbußen im Werbegeschäft und hat Ende Oktober die Prognose für Umsatz und Gewinn 2022 erneut gesenkt. Für dieses Jahr erwartet der Konzern nur noch 4,15 (bisher 4,3 bis 4,45) Milliarden Euro Erlöse und einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebitda) von rund 650 (bisher 755 bis 805) Millionen Euro. Das wäre ein Umsatzminus um acht Prozent und ein Gewinneinbruch um fast ein Viertel zu 2021.
Seit Jahresbeginn hat die ProSieben-Aktie rund 40 Prozent verloren. Am Dienstag startete das Papier mit etwa sechs Prozent Verlust, lag dann gegen Mittag noch gut zwei Prozent im Minus.
ProSieben-Finanzchef – Werden Sky Deutschland nicht kaufen
Quelle: Reuters
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