Frankfurt, 24. Jan – Die hiesige Pharmabranche hält eine Rückholung von Produktion nach Deutschland zur Bekämpfung der Arzneimittelknappheit nicht für zielführend. Vielmehr sei es von „zentraler Bedeutung“, bestehende Produktionsbetriebe durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in Deutschland – etwa durch Digitalisierung und eine Sicherstellung der Energieversorgung – zu halten und zu erweitern, teilte der Verband der forschenden Pharmaunternehmen vfa am Dienstag bei der Vorlage eines Plans zur Sicherung der Arzneimittelversorgung mit. Investitionen in international wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten müssten attraktiver werden. „So können moderne und flexible Produktionsstätten am Standort Deutschland ausgebaut werden, um Reservekapazitäten für Krisenzeiten vorzuhalten.“
Die jüngsten Medikamentenengpässe seien weder neu noch überraschend. „Es wird schon lange davor gewarnt, dass beispielsweise Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen könnten“, erklärte vfa-Präsident Han Steutel. „Doch passiert ist fast nichts. Dass die Politik jetzt handelt, ist überfällig.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte im Dezember ein Eckpunktepapier zur Entschärfung der Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln wie etwa Kinder-Fiebersäften vorgelegt, das unter anderem höhere Preisobergrenzen für Kinderarzneimittel vorsieht. Für bestimmte Medikamente für Kinder soll es zudem keine Rabattverträge mehr geben. Bei Ausschreibungen der Krankenkassen für Rabattverträge sollen künftig europäische Produzenten stärker zum Zuge kommen. Geplant ist auch eine genauere Überwachung der Versorgungslage und eine mehrmonatige Lagerhaltung für rabattierte Medikamente, um die Versorgung bei Engpässen zu sichern.
Nötig sind nach Einschätzung des vfa ein Frühwarnsystem, systematische Stresstests für Lieferketten und eine Bevorratung bei besonders kritischen Wirkstoffen. „Gleichzeitig muss das am Standort Deutschland vorhandene Know-how bei Entwicklung und Produktion innovativer Therapien vorangebracht werden.“ Wenn nach den Generika auch innovative Medikamente vom Standort Europa verdrängt würden, komme es neben möglichen Lieferschwierigkeiten auch noch zu einer Abhängigkeit von anderen Regionen bei der Entwicklung von Arzneimitteln und deren Produktion.
Pharmabranche will bessere Rahmenbedingungen für sicherere Arzneimittelversorgung
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von PeterFranz auf Pixabay
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