Wien, 03. Jun (Reuters) – Der Wiener Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV sieht seine Investitionen in Russland inzwischen als Fehler und lässt die Entscheidungen von Ex-Chef Rainer Seele unter die Lupe nehmen. „Rückblickend müssen wir feststellen, dass die getätigten Investitionen in Russland nach 2015 auf zu großem Vertrauen in Russland und Russlands Rolle in der internationalen Gemeinschaft gestützt waren“, sagte OMV-Aufsichtsratschef Mark Garrett bei der Hauptversammlung am Freitag. „Man muss es eigentlich so klar aussprechen: Diese Investitionen waren ex-post betrachtet ein Fehler“.
Da die OMV im ersten Quartal im Zusammenhang mit Russland Wertberichtigungen in Höhe von zwei Milliarden Euro verkraften musste, müssten alle Beteiligten aufhören, zu versuchen, die Entscheidungen zu verteidigen, sagte Garrett. „Man kann nichts schön reden, was nicht schön zu reden ist“, sagte er. Zu diesem Erbe müsse man stehen und gleichzeitig die Lehren daraus ziehen. Die Abschreibungen seien zwar „schmerzhaft, aber leistbar“, sagte der Aufsichtsratchef.
Der Aufsichtsrat habe beschlossen, eine erweitere Prüfung einzuleiten, die sich mit der Einhaltung von Governance-Regelungen des ehemaligen Vorstandschefs Seele befasst. Im Fokus würden bestimmten Geschäftsführungsmaßnahmen stehen, darunter ein Sponsoringvertrag mit dem Fußballklub Zenit St. Petersburg und die Gaslieferverträge mit Gazprom. Da die Untersuchungen noch laufen, hätten Aufsichtsrat und Vorstand beschlossen, dem früheren OMV-Chef für das Geschäftsjahr 2021 nicht die Entlastung zu erteilen. Der frühere Wintershall-Boss war von Mitte 2015 bis Mitte 2021 Vorstandschef der teilstaatlichen OMV.
OMV-Vorstand und Aufsichtsrat gegen Entlastung von Ex-Chef Seele
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