Berlin, 31. Mrz – Die Inflation im Euroraum hat sich dank rückläufiger Energiepreise kräftig abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im März binnen Jahresfrist nur noch um 6,9 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Analysten hatten mit einer höheren Rate von 7,1 Prozent gerechnet. Noch im Februar hatte die Teuerung bei 8,5 Prozent gelegen. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
ULRICH KATER, DEKA-CHEFVOLKSWIRT:
„Auch die europäische Inflation bleibt deutlich abwärts gerichtet. Man sollte nicht kleinreden, dass Energiepreise und Lieferkettenprobleme sich wieder deutlich beruhigt haben. Das wird in den kommenden Monaten zu weiteren Erleichterungen bei der Inflation führen. Schwieriger wird es mit den hartnäckigen Preissteigerungen, die etwa durch die starken Lohnsteigerungen weiter angefacht werden. Dieser Bodensatz der Inflation wird erst in zwei oder drei Jahren herausgeschwemmt sein, und hierzu sind unabhängig vom gegenwärtigen Bankenstress noch weitere moderate Zinssteigerungen der Notenbanken notwendig.“
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
„Dank eines dicken Basiseffekts seitens der Energiepreise plumpst die Inflationsrate kräftig. Sie notieren jetzt niedriger als nach dem starken Anstieg im März 2022. Dies entspannt die Lage aber nur teilweise, da der Kerninflationsdruck weiterhin hoch ist. Daran wird sich auch in den nächsten Monaten kaum etwas ändern. Weitere Leitzinsanhebungen sind damit das Gebot der Stunde. Die EZB kann den nächsten Leitzins-Marschbefehl schon einmal vorbereiten. In der Schublade dürfte er nur bleiben, wenn die Finanzstabilität bedroht ist.“
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
„So schön sich der Inflationsrückgang liest, er ist mit Haken und Ösen versehen. Die Kerninflationsrate steigt im März nämlich von 5,6 auf 5,7 Prozent. Aus dieser Perspektive kann von nachlassendem Teuerungsdruck nämlich keine Rede sein. Das Inflationsgeschehen erfasst immer mehr den Dienstleistungssektor – darunter vor allem den Hotel- und Gaststättensektor und die Tourismus- und Veranstaltungsbranche. Dies kann auch mit dem Konsumverhalten erklärt werden. Nach der Corona-Pandemie wird lieber an Lebensmitteln als am Genuss und Vergnügen gespart. Gerade aufgrund einer starken Nachfrage können Restaurants, Hotels, Konzertveranstalter und die Tourismusindustrie höhere Kosten für Einkauf und Personal weiterreichen.
Für die EZB ist die Arbeit noch nicht erledigt. Die Währungshüter räumten selbst ein, dass für die Ausrichtung der Geldpolitik die Kerninflationsrate von entscheidender Bedeutung ist. Da Letztere sogar weiter anstieg und ohnehin auf Rekordhöhe ist, bleibt der Bedarf nach einer weiteren geldpolitischen Straffung groß.“
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
„Die Inflation ist jenseits von Energie, Nahrungs- und Genussmitteln weiter von 5,6 auf 5,7 Prozent gestiegen. Die unterliegende Inflation ist sehr hoch, ohne dass eine nachhaltige Entspannung in Sicht wäre. Schließlich dürfte sich der Anstieg der Arbeitskosten im Euroraum auf über 5 Prozent beschleunigen. Die Inflation setzt sich immer mehr fest. Die EZB ist zu Recht beunruhigt. Sie sollte ihre Leitzinsen weiter anheben.“
Ökonomen zur sinkenden Inflation in der Euro-Zone
Quelle: Reuters
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