Donnerstag, November 14, 2024
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Ökonomen zum überraschend starken Jobaufbau am US-Arbeitsmarkt

Washington/Berlin, 08. Jul (Reuters) – Der Job-Boom am US-Arbeitsmarkt hat sich im Juni mit einem unerwartet kräftigen Stellenaufbau fortgesetzt. Es entstanden 372.000 neue Jobs, wie die Regierung am Freitag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur mit 268.000 gerechnet. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote verharrte auf dem Vormonatswert von 3,6 Prozent – ein Niveau, das der von der Notenbank Fed angestrebten Vollbeschäftigung entsprechen dürfte.

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

BERND WEIDENSTEINER UND CHRISTOPH BALZ, COMMERZBANK:

„Der Arbeitsmarkt zeigt sich damit weiter sehr robust. Von einer drohenden Rezession ist nichts zu spüren. So nahm die Beschäftigung über die Branchen hinweg auf breiter Front zu. Dies bedeutet grünes Licht für weitere kräftige Zinserhöhungen. Wie erwarten einen weiteren großen Zinsschritt von 75 Basispunkten auf der Sitzung Ende Juli. Bis Jahresende dürfte der Leitzins die Marke von 4,00 Prozent erreichen.“

BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

„Der Jobaufbau ist weiterhin beachtlich, hat sich jedoch in den vergangenen vier Monaten verlangsamt. Das ist gut so, denn eine Abkühlung tut dem US-Arbeitsmarkt gut. Die hohen Belastungen durch die Inflation und die noch kommenden US-Leitzinserhöhungen werden der US-Wirtschaft jedoch zunehmend zusetzen. Nehmen die Rezessionssorgen zu, schwindet aber auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Auf den Arbeitsmarkt kommen somit schlechtere Zeiten zu. Fällt die für das Winterhalbjahr zu erwartende Rezession mild aus, dürften allzu große Rücksetzer aber ausbleiben.“

VOLKSWIRTE HELABA:

„Der Arbeitsmarkt in den USA ist weiterhin in einer sehr robusten Verfassung. Die Beschäftigung steigt erneut deutlich und stärker als erwartet. Die Arbeitslosenquote ist sehr niedrig. Darüber hinaus steigen die Stundenlöhne weiter, so dass der Arbeitsmarktbericht den Plänen der US-Notenbank nicht im Wege steht, das Leitzinsband im Juli erneut um 75 Basispunkte zu erhöhen. Die Zinserwartungen dürften unterstützt werden.“

DIRK CLENCH, LBBW:

„Es ist zu konstatieren, dass sich in den Vereinigten Staaten der Beschäftigungsaufbau trotz der Eintrübung der Stimmungsindikatoren mit kaum verminderten Tempo fortsetzt. Somit dürfte sich die US-Wirtschaft im Juni (noch) nicht in einer Rezession befunden haben. Da zudem die durchschnittlichen Stundenlöhne mit einer Veränderungsrate von 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat zulegten und die Arbeitslosenquote auf niedrigen Niveau verharrte, dürfte die US-Notenbank im Arbeitsmarktbericht für Juni keinen Grund finden, von den avisierten Leitzinserhöhungen größeren Ausmaßes Abstand zu nehmen.“

THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:

„Die Gesamtbeschäftigung liegt nun wieder beinahe auf den Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Es herrscht Vollbeschäftigung. Neue Arbeitnehmer zu finden, ist für Unternehmen ein schwieriges Unterfangen. Gerade deshalb sind die monatliche Jobaufbaus jenseits der Marke von Vierhunderttausend nicht mehr möglich. Auch das heute veröffentlichte Zahlenwerk dürfte in den kommenden Monaten nicht mehr erreichbar sein.

Das Lohnwachstum bleibt mit 5,1 Prozent auf einem hohem Niveau. Allerdings reicht das Lohnplus nicht, um die Inflationsrate von zuletzt 8,6 Prozent auszugleichen. In realer Betrachtung verbleibt ein Lohnminus. Gerade deshalb sind beim US-Konsum derzeit keine großen Sprünge zu erwarten. Die US-Bürger werden den Gürtel enger schnallen müssen – trotz der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt.

Die US-Notenbank Fed wird den gutlaufenden Arbeitsmarkt einmal mehr dazu nutzen, ihren aggressiven geldpolitischen Straffungskurs zu rechtfertigen. Offen bleibt lediglich die Frage, wie stark die Fed Ende Juli an der Zinsschraube dreht. Im Raum stehen neuerliche 75 Basispunkte oder 50 Basispunkte. Der gute Arbeitsmarktbericht würde 75 Basispunkte rechtfertigen. Vermutlich lassen die Notenbanker aber dann doch relative Vorsicht walten und straffen ’nur‘ um 50 Basispunkte.“

Ökonomen zum überraschend starken Jobaufbau am US-Arbeitsmarkt

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Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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