Freitag, April 19, 2024
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Ökonomen zum Auftragseinbruch in der deutschen Industrie

Berlin, 06. Jan (Reuters) – Die deutsche Industrie hat im November wegen der sinkenden Auslandsnachfrage den stärksten Auftragseinbruch seit mehr als einem Jahr erlitten. Die Bestellungen fielen um 5,3 Prozent geringer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:

RALPH SOLVEEN, COMMERZBANK:

„Damit hat sich die Talfahrt der Auftragseingänge eher noch verstärkt. Allerdings schlägt dies wegen der in den vergangenen zwei Jahre aufgebauten großen Auftragsbestände kaum auf die Produktion durch. So sind die realen Umsätze, die stark mit der Produktion korrelieren, im November sogar um 2,1 Prozent gestiegen. Angesichts der schwächeren Auftragseingänge und der Belastung durch die hohen Energiepreise mag deshalb die Produktion in den kommenden Monaten zwar fallen, ein Einbruch ist aber unwahrscheinlich.“

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

„Die Unternehmen sind stark verunsichert. Selten zuvor hatte der globale Unternehmenssektor mit so vielen Baustellen gleichzeitig zu tun. Geopolitische Spannungen, Lieferkettenschwierigkeiten, hohe Energiekosten, die Digitalisierungswelle und steigende Zinsen sind die wichtigsten Schlagworte dabei. Dass dabei die ein oder andere Investition auf Eis gelegt wird, ist gut nachvollziehbar. Leidtragende ist dabei vor allem auch die deutsche Industrie mit ihren vielen Investitionsgüter-Herstellern.

Auf kurze Frist gibt es aber eine gute Nachricht: Die rückläufigen Auftragseingänge sind keine akute Bedrohung für die deutsche Wirtschaft. Erst einmal müssen die aufgrund der Lieferkettenschwierigkeiten liegengebliebenen Aufträge abgearbeitet werden. Die Produktion ist aufgrund des hohen Auftragsbestandes in weiten Teilen der Industrie für das laufende Jahr gesichert. Der nachgebenden Auftragseingänge bereiten erst zum Jahresende beziehungsweise zu Beginn des Jahres 2024 richtig Schwierigkeiten. Dann aber wohl umso deutlicher.“

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

„Das Ergebnis ist ein Schock. Vorsicht und Zurückhaltung scheinen bei Auftraggebern stärker zu regieren. Bedenklich ist auch, dass die Auftragsvergabe nunmehr unter dem Niveau von 2015 liegt. Sinkende Materialengpässe geben nur vage Hoffnung auf bessere Zeiten.“

Ökonomen zum Auftragseinbruch in der deutschen Industrie

Quelle: Reuters

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