Ein aktueller Marktkommentar von Adam Hussain, Investment Manager bei Aegon Asset Management:
Die Covid19-Pandemie hat eine Vielzahl von Problemen für das Gesundheitswesen aufgeworfen, die teils auf der Hand liegen, teils weniger offensichtlich sind. Doch der Sektor ist dabei, die Schwierigkeiten der letzten Jahre zu überwinden und macht Platz für weitere technologische Innovationen.
In den letzten Jahren mussten viele Teile des Gesundheitswesens durch besonders unruhiges Fahrwasser navigieren – sie hatten mit Dynamiken wie Versorgungsengpässen, Personalknappheit und Kapitalbeschränkungen zu kämpfen und das in einem insgesamt sehr angespannten globalen Gesundheitssystem. Einige dieser Belastungen beginnen sich zu stabilisieren oder lassen tatsächlich nach. Trotz allem ist offensichtlich, dass der Fortschritt im Gesundheitswesen zunehmend durch technologische Innovationen vorangetrieben wird.
Diese Verzahnung von Gesundheitswesen und Technologie führt zu Lösungen, welche die Ergebnisse und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern und gleichzeitig oft dazu beitragen, die Kosten des Gesundheitssystems zu senken. Die Gesundheitsbranche wird durch die Technologie in einer transformativen Weise umgestaltet, und die positiven sozialen Auswirkungen, die sich daraus ergeben dürften, könnten tatsächlich revolutionär sein. Als Vorreiter gelten drei Unternehmen, deren Innovationen von der Insulinverabreichung bis zur künstlichen Intelligenz reichen.
Nvidia: KI-Simulation
Die Verzahnung von Gesundheitswesen und Technologie wird vielleicht am besten von NVIDIA verkörpert, dem führenden Unternehmen in den Bereichen KI und beschleunigtes Computing. NVIDIAs Plattform für das Gesundheitswesen begann mit medizinischen Geräten wie CT-Scannern, chirurgischen Robotersystemen und genomischen Sequenzierungsinstrumenten, hat sich aber inzwischen auf Simulationen und genomische Analysen ausgeweitet.
Tatsächlich hat sich der Geschäftsmix aus medizinischen Geräten und KI-Simulationen von 80 % zu 20 % auf heute 50 % zu 50 % verschoben. Die Ausgaben für KI im Gesundheitswesen steigen angesichts des exponentiellen Datenwachstums und des zunehmenden Rechenbedarfs für KI rasant an.
NVIDIA ist der Ansicht, dass in diesem Jahr ein Wendepunkt erreicht werden wird, wenn die Kosten für die Genomanalyse drastisch sinken. Dies wird dazu beitragen, die enormen Mengen an Datenströmen zu erschließen, die analysiert werden müssen (möglicherweise mehr als 40 Exabyte im nächsten Jahrzehnt) und eine Beschleunigung der Medikamentenentwicklung und vieles mehr ermöglichen. Erst 2020 wurde KI zum ersten Mal eingesetzt, um ein bestehendes Medikament zu identifizieren und auf ein neues Problem auszurichten. Die Unternehmenberatung Gartner geht davon aus, dass bis 2025 mehr als 30 % der neuen Medikamente und Materialien systematisch mit generativen KI-Techniken entdeckt werden.
Insulet: Optimaler Blutzuckerspiegel
Insulet hat kürzlich den Omnipod 5 auf den Markt gebracht – das erste schlauchlose automatische Insulinverabreichungssystem (AID). Das Unternehmen hat Pionierarbeit für die schlauchlose „Patch-Pumpe“ geleistet, die im Vergleich zu herkömmlichen Insulinverabreichungsmethoden einen weitaus besseren Formfaktor, transformative Vorteile für den Lebensstil der Patienten und verbesserte klinische Ergebnisse bietet.
Die jüngste Innovation von Insulet ist ein weiterer bedeutender Schritt nach vorn bei der Behandlung von Typ-I-Diabetes. Es passt die Insulinabgabe automatisch an, um die Zeit im optimalen Blutzuckerbereich zu maximieren. Alle fünf Minuten erhält der Omnipod einen CGM-Wert (Continuous Glucose Monitoring) und einen Trend und sagt voraus, wo der Blutzuckerspiegel 60 Minuten später liegen wird.
Das System erhöht, verringert oder unterbricht dann die Insulinabgabe auf der Grundlage des gewünschten Zielbereichs des Patienten, wobei all das über ein kompatibles Smartphone überwacht wird. Keine täglichen Mehrfachinjektionen, keine Fingerstiche. Die Vorstellung von einer ‚künstlichen Bauchspeicheldrüse‘ ist vielleicht nicht länger auf Science-Fiction beschränkt.
Penumbra: Computergestütztes mechanisches Thrombektomiesystem
Penumbra, ein weiteres Unternehmen für medizinische Geräte, hat kürzlich den Lightning Flash auf den Markt gebracht. Das Unternehmen konzentriert sich seit Jahren auf die Entwicklung von Geräten, mit denen sich hoch riskante oder lebensbedrohliche Blutgerinnsel schneller und minimalinvasiver entfernen lassen als mit herkömmlichen Methoden. Der Lightning Flash verfügt über einen verbesserten Katheter und nutzt sowohl druck- als auch flussbasierte Algorithmen, um Blutgerinnsel schnell zu entfernen und gleichzeitig den möglichen Blutverlust zu minimieren.
Dies ist das erste computergestützte mechanische Thrombektomiesystem in den USA und erste Daten haben eine Verbesserung der klinischen Ergebnisse und der Lebensqualität der Patienten gezeigt.
Die Systeme Lightning Bolt und Thunderbolt von Penumbra, die eine ähnliche computergesteuerte Technologie zur Entfernung von Blutgerinnseln in Arterien und im Nervensystem nutzen, sollen ebenfalls im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Diese Geräte können die Art und Weise, wie Blutgerinnsel aus dem Körper entfernt werden, grundlegend verändern und sollten dazu beitragen, die Akzeptanz der mechanischen Thrombektomie unter Medizinern zu erhöhen.
NVIDIA, Insulet, Penumbra: Drei Vorreiter in der Healthtech-Revolution
Foto von Adam Hussain (Quelle: Aegon AM)
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