Kiew, 06. Mai (Reuters) – – Die russische Invasion in der Ukraine hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Hunderte Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen verwüstet. In den Hauptkampfgebieten in der Ost- und Südukraine fehle es vielerorts zudem an grundlegenden Antibiotika, führte Selenskyj weiter aus.
In den von den russischen Streitkräften besetzten Gebieten sei die Situation katastrophal. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht kündigte bei einem Besuch in der Slowakei am Freitag an, dass Deutschland sieben Panzerhaubitzen an die Ukraine liefern werde. Zudem solle die Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland in der kommenden Woche beginnen. Russische Truppen setzten nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes derweil den zweiten Tag in Folge ihren Bodenangriff auf das Stahlwerk Asowstal in der Hafenstadt Mariupol fort.
In dem Werk harren nach ukrainischen Angaben nach wie vor Zivilisten und Soldaten aus. Die Evakuierung von Zivilisten aus der von russischen Truppen stark zerstörten Stadt Mariupol hält nach Worten des ukrainischen Präsidenten an. In einer Videoansprache sagte er aber nicht, wie viele Menschen die belagerte Stadt am Donnerstag verlassen konnten. Man werde alles unternehmen, um eine Lösung zu finden und auch die im Stahlwerk eingekesselten Soldaten zu retten. Diese hatten sich bisher geweigert, sich den russischen Truppen zu ergeben.
Der russische Beschuss vor allem im Osten der Ukraine wurde fortgesetzt. Der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, erklärte, bei dem heftigen Beschuss in der Stadt Kramatorsk seien 25 Menschen verletzt worden. Insgesamt seien 32 Wohngebäude beschädigt worden. In Kramatorsk waren im vergangenen Monat bei der Bombardierung des Bahnhofs mehr als 50 Menschen getötet worden.
Russland bombardierte nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen gezielt Eisenbahnstrecken in der Ukraine – auch um den Nachschub mit vom Westen gelieferten Waffen zu erschweren. Reuters konnte die Berichte Russlands und der Ukraine über die Kampfhandlungen nicht sofort überprüfen.
Russische Truppen waren am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Inzwischen haben die russischen Bombardierungen mehrere Städte verwüstet. Tausende Zivilisten starben, Millionen sind auf der Flucht. Die Regierung in Moskau bezeichnet die Invasion der Ukraine als „Sondereinsatz“ zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung des Nachbarlandes. Westliche Staaten sprechen dagegen von einem Angriffskrieg und Verbrechen gegen die ukrainische Zivilbevölkerung.
In der Debatte um den Besuch deutscher Politiker lehnte der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk eine Entschuldigung ab. „Es geht nicht darum, dass man sich entschuldigt, sondern es geht darum, dass eine richtige Politik in diesen Tagen gemacht wird“, sagte er im Deutschlandfunk. Melnyk hatte Kanzler Olaf Scholz als beleidigte Leberwurst bezeichnet, nachdem dieser wegen des Umgangs mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zunächst eine Kiew-Reise abgelehnt hatte. Der Diplomat hatte auch Steinmeier wegen dessen früherer Russland-Politik massiv kritisiert.
Selenskyj legte den Zwist mit der Bundesregierung inzwischen aber bei und telefonierte mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Nach Angaben aus dem deutschen Präsidialamt lud Selenskyj die gesamte Bundesregierung nach Kiew ein. Scholz kündigte an, dass Außenministerin Annalena Baerbock in den kommenden Tagen in die ukrainische Hauptstadt reisen werde.
Neue Angriffe in Mariupol gemeldet – Deutschland liefert Haubitzen
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