Freitag, November 22, 2024
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Neue Angriffe in der Ukraine – Behörden drängen zur Evakuierung

Kiew/Berlin, 16. Apr (Reuters) – In der ukrainischen Hauptstadt Kiew und in Lwiw nahe der polnischen Grenze ist es am Samstag zu Explosionen gekommen. Russland sprach von einem Schlag gegen einen Rüstungsbetrieb in Kiew. Aus Lwiw lagen zunächst keine näheren Informationen vor. Im Osten des Landes wurden ukrainischen Behörden zufolge bei russischen Angriffen mindestens zwei Zivilisten getötet und vier weitere verletzt. In weiten Landesteilen warnte Sirenengeheul die Bevölkerung vor Luftangriffen. Seit der russischen Invasion Invasion vor rund sieben Wochen sind laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 2500 bis 3000 ukrainische sowie 19.000 bis 20.000 russische Soldaten getötet worden. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

In Kiew eilten nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko Rettungskräfte zum Ort der Explosion. Sie habe sich im Darnyzkyj-Bezirk im Südosten der Stadt ereignet, schrieb Klitschko auf dem Messenger-Dienst Telegram. Über Opfer wurde hier zunächst nichts bekannt.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte laut der Nachrichtenagentur Interfax, in Kiew sowie in Mykolajiw im Landessüden seien Gebäude von Rüstungsbetrieben zerstört worden. Die Angriffe seien mit hochpräzisen Langstrecken-Waffen erfolgt. Zudem sei ein nahe der Stadt Isjum bei Charkiw ein ukrainisches Kampfflugzeug des Typs SU-25 abgeschossen worden.

Zahlreiche Staaten sprechen von einem Angriffskrieg Russlands und von Verbrechen gegen die ukrainische Zivilbevölkerung. Die Regierung in Moskau hingegen bezeichnet ihr Vorgehen als Sondereinsatz zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine und weist Vorwürfe zurück, die Zivilbevölkerung ins Visier zu nehmen. 

Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gaidai, erklärte auf Telegram, bei russischen Angriffen seien ein Zivilist getötet und drei weitere verletzt worden. Er forderte die Bevölkerung zur Evakuierung auf, so lange dies noch möglich sei. Busse stünden bereit, um die Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch der Gouverneur der Region Poltawa westlich von Luhansk meldete zivile Opfer. Bei einem nächtlichen Angriff auf ein Dorf nahe der Regionalhauptstadt Poltawa seien eine Person getötet und eine verletzt worden.

Nehammer Ukraine Angriff

SELENSKYJ: ERFOLGE DES MILITÄRS BEDEUTEND, ABER NICHT GENUG

Selenskyj nannte auf CNN neben der Zahl von bis zu 3000 Gefallenen auch die Zahl von rund 10.000 verletzten Soldaten auf ukrainischer Seite. Wie viele Zivilisten seit Beginn der Invasion am 24. Februar getötet wurden, blieb offen. Die vom ukrainische Präsidenten genannte Zahl von bis zu 20.000 getöteten russischen Soldaten weicht stark von russischen Angaben vom März ab, als von 1351 toten und 3825 verletzten Soldaten die Rede war.

Selenskyj würdigte in einer nächtlichen Videoansprache die ukrainischen Truppen. „Die Erfolge unseres Militärs auf dem Schlachtfeld sind wirklich bedeutend, historisch bedeutend“. Aber sie seien noch nicht genug, um die Ukraine von den Besatzern zu befreien. Selenskyj bekräftigte seine Forderung nach der Lieferung schwerer Waffen. Die Lage im Osten und Süden des Landes sei weiter schwierig, so Selensky.

Laut Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sind für Samstag neun Fluchtkorridore vereinbart worden. Aus der belagerten Hafenstadt Mariupol im Süden sollten die Menschen versuchen, mit ihren eigenen Autos zu fliehen. Fünf Korridore seien für die Region Luhansk im Osten vorgesehen.

Um die Ukraine militärisch stärker zu unterstützen, stockt Deutschland seine Militärhilfe massiv auf. Bundeskanzler Olaf Scholz setzte durch, dass zwei Milliarden Euro zusätzlich in den Nachtragshaushalt eingestellt werden. Mit dem Geld soll der Ukraine auf verschiedenen Wegen geholfen werden, sich besser gegen die russischen Truppen wehren zu können.

DEBATTE IN DEUTSCHLAND DAUERT AN

Bundesjustizminister Marco Buschmann widersprach Befürchtungen, Deutschland könne mit Waffenlieferungen Kriegspartei werden. Die Ukraine führe einen Verteidigungskrieg gemäß UN-Charta. „Wenn sie also ihr legitimes Selbstverteidigungsrecht ausübt, kann eine Unterstützung durch Waffenlieferungen nicht dazu führen, dass man Kriegspartei wird“, sagte der FDP-Politiker der „Welt am Sonntag“ und verwies auf eine entsprechende Position der Bundesregierung.

Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter, der Scholz zuletzt kritisiert hatte, sieht die neue Rüstungshilfe als Anfang. „Die Aufstockung ist ein erster guter Schritt aber kann die direkte Lieferung von Waffen nicht ersetzen“, sagte der Vorsitzende des Europa-Ausschusses im Bundestag der Zeitung.

Seit Tagen tobt innerhalb der Berliner Regierungskoalition eine Debatte, ob Deutschland der Ukraine ausreichend hilft. Die Bundesregierung will aus Sicherheitsgründen nicht sagen, welches militärisches Gerät sie der Ukraine schickt. Neben der ukrainischen Regierung hatten auch Politiker von SPD und Grünen gefordert, dass die Ukraine schwere Waffen bekommen solle, um sich verteidigen und die von Russland besetzen Gebiete zurückerobern zu können.

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Mehr im Ukraine Ticker.

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