Schloss Elmau, 27. Jun (Reuters) – Die Nato wird in ihrer neuen Sicherheitsstrategie erstmals Besorgnis über China zum Ausdruck bringen, ringt aber Diplomaten zufolge noch mit den Formulierungen. Während die USA und Großbritannien auf eine eher härtere Sprache dringen, setzen sich demnach Deutschland und Frankreich für einen ausgewogeneren Ansatz ein. Nach Angaben eines Diplomaten könnte es darauf hinauslaufen, dass China als „systemische Herausforderung“ bezeichnet wird, die Nato zugleich aber ihren Willen herausstellt, mit der Regierung in Peking „in Gebieten von gemeinsamem Interesse“ zusammenzuarbeiten.
Die Strategie soll von den Staats- und Regierungschefs der 30 Mitgliedsländer auf dem Gipfel in Madrid von Dienstag bis Donnerstag beschlossen werden. Darin sollen die Ziele und Werte der transatlantischen Allianz neu definiert werden, vor allem auch mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach Angaben eines Diplomaten soll dabei „das Bewusstsein für die erforderliche Resilienz“ der Nato geschärft werden. Dabei soll auch Stellung genommen werden zu der anhaltenden Annäherung zwischen China und Russland. An den Formulierungen wird demnach bis zuletzt gerungen.
Besorgt ist man in der Nato, dass China motiviert vom Vorgehen Russlands in der Ukraine Taiwan angreifen könnte. Es soll demnach nicht der Eindruck in Peking entstehen, dass die Nato wegen des Kriegs in Europa Ostasien aus den Augen verliere. Ziel sei, „die demokratische Welt gegen beide, Russland und China, zu festigen“, sagte ein Diplomat. Deswegen sei es auch wichtig, dass Australien, Neuseeland, Japan und Südkorea am Gipfel in Madrid beteiligt seien. „Die Nato kann es sich nicht leisten, China zu ignorieren“, sagte ein europäischer Diplomat. „Europa hing etwas hinterher, das einzusehen, aber die Meinungen haben sich definitiv geändert.“
Nato ringt vor Gipfel um Haltung gegenüber China
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.