Frankfurt/New York, 09. Jan (Reuters) – Schwindende Zinssorgen sowie die Öffnung der chinesischen Grenze für Reisende lassen US-Anleger zu Aktien greifen. Die Wetten auf moderatere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed nach den jüngsten Anzeichen einer Abkühlung des Arbeitsmarkts trieben insbesondere die Nachfrage nach Technologie- und Wachstumstiteln. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte zum Wochenstart rund zwei Prozent auf 10.790 Punkte. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg um ein halbes Prozent auf 33.802 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 zog gut ein Prozent auf 3937 Zähler an.
Die Konjunktur- und Zinssorgen wurden vor allem durch den jüngsten US-Arbeitsmarktbericht abgeschwächt. „Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze geht langsam zurück, und die Löhne beginnen sich zu beruhigen. Beides ist wichtig, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, ohne die US-Wirtschaft zwangsläufig in eine Rezession zu stürzen“, sagte Art Hogan, Stratege bei B. Riley Financial. Damit wachse die Zuversicht, dass die US-Wirtschaft in der Lage sein werde, eine harte Landung zu vermeiden, betonten Marktteilnehmer.
„Die Anleger gehen davon aus, dass nach einer Pause der Fed als nächstes nur eine Zinssenkung möglich ist“, sagte Ian Lyngen, Zinsstratege bei BMO Capital Markets. Erste Zinssenkungen erwarte der Markt bereits bis zum Jahresende. Die Aussicht auf eine „weiche Landung“ der US-Wirtschaft hatte zuvor auch den deutschen Leitindex Dax um 1,3 Prozent auf 14.793 Punkte steigen lassen.
ÖL ZIEHT WIEDER AN – DOLLAR GIBT NACH
An den Rohstoffmärkten weckte die Öffnung der chinesischen Grenzen zudem Hoffnungen auf eine stärkere Nachfrage des größten Rohölimporteurs der Welt. Nach dem Einbruch um mehr als acht Prozent in der vergangenen Woche, erholten sich die Ölpreise wieder. Die Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils rund 1,5 Prozent auf 79,72 und 74,98 Dollar pro Barrel (159 Liter).
Die gedämpften Zinsaussichten und die zunehmende Risikofreude setzten unterdessen dem Dollar weiter zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel auf ein Sieben-Monats-Tief und büßte 0,6 Prozent auf 103,08 Punkte ein. Das kurbelte die Nachfrage nach in Dollar gehandelten Metallen an, weil diese dadurch für Investoren außerhalb der USA billiger wurden.
HOFFNUNGSSCHIMMER FÜR TESLA
Bei den Einzelwerten preschten die gebeutelten Aktien des Elektroautobauers Tesla in der Spitze um rund neun Prozent vor. Anleger spekulierten auf eine wieder anziehende Nachfrage in China. Hintergrund waren längere Wartezeiten für einige Versionen des Modells Y in China nach vorgenommenen Preissenkungen. „Die Wartezeit ist ein frühes Anzeichen dafür, dass die Preissenkungen ihre beabsichtigte Wirkung zeigen, nämlich die Nachfrage anzukurbeln“, sagte CFRA Research-Analyst Garrett Nelson. Tesla-Aktien hatten im vergangenen Jahr mehr als 60 Prozent an Wert eingebüßt.
Gefragt waren auch die Aktien des chinesischen Online-Händlers Alibaba, die um bis zu 5,3 Prozent anzogen. Anleger hofften auf eine Wiederbelebung der Börsenpläne der Tochter Ant Financial. Auslöser war die Nachricht, dass Jack Ma – Gründer von Alibaba und Ant – die Kontrolle über den Betreiber der Bezahl-App Alipay abgegeben hat.
Dagegen mussten die Titel der US-Kaufhauskette Macy’s und des Yoga-Bekleidungsherstellers Lululemon Federn lassen. Die Aktien fielen jeweils um mehr als sieben und rund acht Prozent. Macy’s geht für das Weihnachtsquartal von einem Umsatz am unteren Ende der eigenen Prognose aus, die zwischen 8,16 und 8,40 Milliarden Dollar liegt. Lululemon senkte die Prognose für dasselbe Quartal wegen gestiegener Kosten und einem Rückgang der Nachfrage. Die Titel von AmazonAMZN.Ozogen indes rund drei Prozent an, nachdem die Analysten von Jefferies dem Online-Händler einen nachlassenden Kostendruck in der zweiten Jahreshälfte voraussagten.
Nachlassende Zinssorgen treiben Tech-Werte an der Wall Street
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Tumisu auf Pixabay
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