Update: 16:18 Uhr
03. Feb (Reuters) – Es folgt der Reuters-Blick zu wichtigen Entwicklungen aus der Unternehmenswelt über die Top-Themen des Tages hinaus:
BIOGEN – Frankfurt: Der US-Biotechkonzern verdient mit seinem umstrittenen Alzheimermedikament nicht so viel wie erhofft. Im vierten Quartal lag der Umsatz bei eine Million Dollar – deutlich unter den von Analysten erwarteten 2,8 Millionen Dollar. Die öffentliche Krankenversicherung Medicare hatte im vergangenen Monat vorgeschlagen, die Kostenübernahme für das Medikament zu begrenzen, die Centers for Medicaid and Medicare Services (CMS) wollen sie sogar nur auf Studienteilnehmer limitieren. Biogen erwartet nun nur „minimale“ Umsätze mit Aduhelm. Das Mittel galt einst als Blockbusterkandidat für Milliardenumsätze, nach seiner umstrittenen Zulassung und dem Mangel an Klarheit über die Kostenübernahme erfährt es aber nur eine schwache Akzeptanz.
INTERCONTINENTAL EXCHANGE – New York: Der Betreiber der New Yorker Börse hat im vergangenen Jahr zum 16. Jahr in Folge einen Rekordumsatz erzielt. 2021 verbuchte ICE einen um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegenen konsolidierten Nettoumsatz (abzüglich transaktionsbezogener Aufwendungen) von 7,1 Milliarden Dollar. Der verwässerte Gewinn je Aktie nach GAAP lag bei 7,18 Dollar und damit um 90 Prozent höher als ein Jahr zuvor. „Zu Beginn des Jahres 2022 erwarten wir, dass die Beständigkeit unseres Wachstums und der Aufzinsungscharakter unserer Einnahmen und Cashflows weiterhin Wert schaffen werden“, sagte ICE-Finanzchef Warren Gardiner. An die Aktionäre solle im ersten Quartal 2022 eine um 15 Prozent erhöhte Dividende von 0,38 Dollar pro Aktie ausgeschüttet werden.
ESTEE LAUDER – Der US-Kosmetikkonzern stellt nach einem starken Quartal für das laufende Geschäftsjahr mehr Umsatz und Gewinn in Aussicht. Estee Lauder rechnet nun für 2021/22 mit einem bereinigten Jahresgewinn zwischen 7,43 und 7,58 Dollar je Aktie statt bislang 7,23 bis 7,38 Dollar. Der Hersteller von La-Mer-Kosmetik erwartet nun Nettoumsatz-Plus von 13 bis 16 Prozent statt bisher erwarteter zwölf bis 15 Prozent. Trotz erhöhter Volatilität und coronabedingten Herausforderungen in der Lieferkette seien im zweiten Quartal (per Ende Dezember) Gewinne und Umsätze in allen Regionen gestiegen, erklärte Konzernchef Fabrizio Freda.
RALPH LAUREN – Bangalore: Die steigende Nachfrage nach Luxusgütern stimmt den US-Modeanbieter zuversichtlicher. Nun erwartet Ralph Lauren für das Geschäftsjahr 2022/23 einen Anstieg des währungsbereinigten Umsatzes um 39 bis 41 Prozent statt bislang 34 bis 36 Prozent. Der Nettoumsatz im dritten Quartal schnellte dank des anhaltenden Luxusmode-Booms um 27 Prozent auf 1,82 Milliarden Dollar hoch. Analysten hatten laut Refinitiv-Daten durchschnittlich mit 1,64 Milliarden gerechnet. Ralph-Lauren-Aktien stiegen im vorbörslichen Handel um sieben Prozent.
ELI LILLY – Bangalore: Höhere Umsätze mit einem Diabetes-Medikament und einer Antikörper-Behandlung gegen Corona geben dem US-Pharmakonzern Schub. Der Umsatz im Schlussquartal stieg um acht Prozent auf rund acht Milliarden Dollar. Damit übertraf das Unternehmen die Refinitiv-Analystenschätzungen von im Schnitt 7,73 Milliarden. Auch der bereinigte Quartalsgewinn lag mit 2,49 Dollar je Aktie knapp über den Prognosen. Bestseller war die Diabetes-Arznei Trulicity, deren Umsatz um ein Viertel auf 1,9 Milliarden Dollar kletterte. Auch die Covid-19-Antikörpertherapie Bamlanivimab erwies sich als Wachstumstreiber: Der Umsatz stieg um 22 Prozent auf 1,06 Milliarden Dollar. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte im vergangenen Monat allerdings ihre Notfallzulassung für das Medikament eingeschränkt, da seine Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante fraglich sei.
TESLA – Washington: Der US-Elektrofahrzeug-Pionier ruft mehr 817.000 Autos in den USA wegen fehlerhafter Anschnalltechnik zurück. Grund ist ein fehlerhaftes akustisches Signal, wie die US-Behörde für Straßen und Fahrzeugsicherheit, Traffic Safety Administration (NHTSA), mitteilte. Dieses wird möglicherweise nicht ausgelöst, wenn ein Fahrer nicht angeschnallt fährt. Der US-Behörde zufolge wird Tesla die Software aktualisieren, um das Problem zu lösen.
BT – London: Der britische Telekommunikationskonzern will mit dem Sportberichterstatter Eurosport enger zusammenarbeiten. Hierzu habe BT Gespräche mit dem Mutterkonzern Discovery aufgenommen. Ziel sei die Gründung eines 50:50-Joint Venture von BT Sport und Eurosport, unter anderem auch um Kosten zu senken. BT teilte mit, sich weiterhin dafür einzusetzen, die bestehenden großen Sportrechte von BT Sport zu behalten, einschließlich seines Kronjuwels Fußball der Premier League. Das Joint Venture wird auch Rechte an den Olympischen Spielen, der UEFA Champions League, der UEFA Europa League, den Radsport-Grand-Tours, den Tennis-Grand-Slams, der Wintersport-Weltcup-Saison und Premiership Rugby haben.
VOSSLOH – Düsseldorf: Der Verkehrstechnikkonzern hat in Australien einen weiteren Auftrag an Land gezogen. Vossloh wird für die im Bau befindliche rund 1700 Kilometer lange Eisenbahnstrecke zwischen Melbourne und Brisbane 1,3 Millionen Schwellen liefern. Der Wert des Auftrages liegt bei 90 Millionen Euro und soll bis 2027 abgewickelt werden, wie Vossloh mitteilte. Das sei einer der größten Bahninfrastrukturaufträge der Unternehmensgeschichte und der bislang größte Auftrag im australischen Markt.
VATTENFALL – Oslo: Dank höherer Windkraftmengen und gestiegener Umsätze hat der schwedische Energieversorger im vierten Quartal mehr verdient. Der Nettogewinn stieg um sieben Prozent auf 6,1 Milliarden Kronen (586 Millionen Euro). Das operative Ergebnis legte um 13,8 Prozent auf 0,1 Milliarden Kronen zu, wie Vattenfall mitteilte. Höhere Strompreise wirkten sich nur begrenzt aus, da Vattenfall einen Teil seiner künftigen Produktion, hauptsächlich aus Atom- und Wasserkraftwerken, an den Terminmärkten verkauft.
NINTENDO – Tokio: Der japanische Elektronikkonzern hat in den ersten neun Monaten seines Geschäftsjahres 2021/22 deutlich weniger seiner Spielekonsolen Switch verkauft und reduzierte daher seine Verkaufsprognose. Bis Ende Dezember gingen 18,95 (Vorjahr: 24,1) Millionen Konsolen über den Ladentisch, womit der Gesamtumsatz die 100-Millionen-Marke übertraf, wie der Konzern mitteilte. Das stimmte den Vorstand skeptischer. Er erwartet nun im Gesamtjahr 23 (28,8) Millionen Konsolen zu verkaufen statt 24 Millionen.
ATOS – München: Der französische IT-Konzern will sich nicht von seiner Cybersicherheits-Sparte BDS trennen. BDS stehe nicht zum Verkauf, sagte ein Sprecher. Reuters hatte am Mittwoch unter Berufung auf Insider berichtet, dass der Rüstungskonzern Thales BDS übernehmen wolle und die Fühler nach Finanzinvestoren für ein mögliches gemeinsames Gebot ausstrecke. Thales würde sich BDS zwei bis drei Milliarden Euro kosten lassen. In Finanzkreisen war aber darauf verwiesen worden, dass Thales mit Widerstand von Atos und der französischen Regierung gegen eine Aufspaltung rechnen müsse.
SHELL – London: Gestiegene Gas- und Ölpreise haben den Gewinn des britisch-niederländischen Ölkonzerns anschwellen lassen. 2021 schnellte das bereinigte Ergebnis auf 19,3 Milliarden Dollar nach 4,85 Milliarden im Jahr zuvor, wie Shell mitteilte. Die Aktionäre sollen davon profitieren und je Anteilsschein eine um vier Prozent auf 0,25 Dollar angehobene Dividende erhalten. Der Vorstand kündigte zudem an, im ersten Halbjahr 2022 Aktien im Wert von 8,5 Milliarden Dollar zurückzukaufen.
NEMETSCHEK – München: Der Bausoftware-Hersteller hat seine Ziele im abgelaufenen Jahr übertroffen. Der Umsatz sei um fast 16 Prozent auf den Rekordwert von 681,5 Millionen Euro gestiegen, teilte Nemetschek in München mit. Das operative Ergebnis (Ebitda) habe währungsbereinigt um 30 Prozent auf 222 Millionen Euro zugelegt, was einer operativen Umsatzrendite von 32,6 Prozent entspricht. Angepeilt hatte Nemetschek zuletzt ein Umsatzplus von bis zu 14 Prozent und eine Rendite von bis zu 32 Prozent. Allein im vierten Quartal schnellte das Ebitda um 44 Prozent nach oben. „Wir sind auch für 2022 optimistisch und sehen uns für weiteres nachhaltiges und profitables Wachstum sehr gut aufgestellt“, sagte Vorstandschef Axel Kaufmann.
BBVA – Madrid: Florierende Geschäfte im wichtigen Markt Mexiko haben die spanische Großbank angeschoben. 2021 schnellte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Dreifache auf 4,65 Milliarden Euro. Damit übertraf das Institut das Ergebnis des Vorkrisenjahres 2019 von 3,51 Milliarden Euro ebenso wie die Analystenschätzungen von 4,33 Milliarden.
RATIONAL – Frankfurt: Der Großküchenausrüster konnte im vergangenen Geschäftsjahr wegen Materialknappheit den Kundenbedarf nicht komplett decken. Versorgungsengpässe habe es bei elektronischen Bauteilen gegeben, teilte die Firma mit. Vor allem das vierte Quartal sei durch die Probleme beeinflusst worden. Während die Umsatzerlöse im Gesamtjahr um 20 Prozent zulegten auf 780 Millionen Euro, stiegen sie im vierten Quartal nur noch um sechs Prozent auf 193,5 Millionen Euro. „Trotz Rekordauftragseingängen konnten wir die rasche Erholung aufgrund der weltweiten Beschaffungskrise im vierten Quartal nicht fortsetzen. Nun starten wir mit einem Auftragsbestand in nie dagewesener Höhe in das Jahr 2022“, sagte Rational-Chef Peter Stadelmann. Wegen gestiegener Material- und Frachtkosten habe man die Preise zudem weltweit im Schnitt um sechs Prozent erhöhen müssen. Im abgelaufenen Gesamtjahr stieg das operative Ergebnis (Ebit) auf 160 Millionen Euro von 107 Millionen Euro im Vorjahr.
NOKIA – Helsinki: Der finnische Telekommunikationsausrüster sieht sich nach jahrelangen Restrukturierungen auf Wachstumskurs. Der Vorstand kündigte für 2022 einen Umsatzzuwachs auf 22,6 bis 23,8 Milliarden Euro an nach 22,2 Milliarden im Vorjahr. „Unser langfristiges Ziel ist es, schneller als der Markt zu wachsen und eine vergleichbare operative Marge von mindestens 14 Prozent zu erreichen“, erklärte Konzernchef Pekka Lundmark.
AT&S – Wien: Nach hohen Zuwächsen in den ersten neun Monaten hat der steirische Leiterplattenhersteller nochmals seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2021/22 angehoben. Der Vorstand peilt nun einen Zuwachs von 28 bis 30 Prozent an statt 21 bis 23 Prozent wie noch im November, wie AT&S mitteilte. Ursprünglich war ein Plus von 17 bis 19 Prozent vorgesehen. Als Grund für das rasante Wachstum nannte Firmenchef Andreas Gerstenmayer das schneller als geplante Hochfahren des neuen Werkes im chinesischen Chongqing. Nach neun Monaten verbuchte der österreichische Konzern Zuwächse bei Umsatz und operativem Gewinn (Ebitda) um jeweils 30 Prozent auf 1,147 Milliarden Euro beziehungsweise 244 Millionen Euro.
SWISSCOM – Zürich: Nach neun Jahren tritt der Chef des Telekomkonzern, Urs Schaeppi, zum 1. Juni 2022 zurück. Nachfolger werde Christoph Aeschlimann, wie das mehrheitlich in Schweizer Staatsbesitz stehende Unternehmen mitteilte. Der 45-jährige Informatik-Ingenieur leite gegenwärtig den Bereich Infrastruktur, Netz und IT. Dank einem guten Finanzergebnis steigerte Swisscom den Gewinn 2021 um ein Fünftel auf 1,83 Milliarden Franken. Der Umsatz wuchs um 0,7 Prozent auf 11,18 Milliarden Franken. Swisscom wolle eine unveränderte Dividende von 22 Franken pro Aktie ausschütten. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern mit einem Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken und einem operativen Ergebnis (Ebitda) von rund 4,4 Milliarden Franken kaum veränderte Eckwerte.
CEWE – Düsseldorf: Die geringere Nachfrage nach Fotobüchern hat den Gewinn des Fotodienstes geschmälert. Nach ersten Berechnungen sank 2021 der operative Gewinn (Ebit) auf 72,2 (Vorjahr: 79,7) Millionen Euro, wie Cewe mitteilte. Der Umsatz schrumpfte auf rund 693 (727,3) Millionen Euro. Ende März soll die vollständige Bilanz veröffentlicht werden.
NESTLE – Zürich: Der Lebensmittelriese hat eine Mehrheitsbeteiligung an der US-Firma Orgain von der Beteiligungsgesellschaft Butterfly erworben. Nestle habe sich zudem eine Option gesichert, den Hersteller von Shakes und Snacks aus pflanzlichen Proteinpulvern 2024 vollständig zu übernehmen, wie der Schweizer Konzern mitteilte. Finanzielle Details der Transaktion wurden nicht genannt.
OMV – Wien: Die zum Wiener Öl-, Gas- und Chemiekonzern gehörende Tochter Borealis hat für ihre Düngemittelsparte ein verbindliches Angebot von EuroChem erhalten. Das Angebot bewerte das Geschäft mit 455 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit. EuroChem sei ein führender Düngemittelhersteller, der mit dem Zukauf sein Stickstoffgeschäft in Europa erheblich ausbaue. Der Vollzug des Geschäfts werde für die zweite Hälfte des Jahres 2022 erwartet.
OPEL – Düsseldorf: Nach dem Abbau tausender Stellen sucht der Autobauer einem Magazinbericht zufolge für sein Werk in Rüsselsheim nun hunderte Leiharbeiter. Ein Sprecher von Opel sagte laut der „Wirtschaftswoche“, dass man über einen Personaldienstleister temporär „eine mittlere dreistellige Zahl an Stellen“ besetzen wolle. Damit solle „der Hochlauf der Produktion“ des neuen Astra unterstützt werden. Auch Ausfälle durch die Omikronwelle wolle man mit Leiharbeitern kompensieren, heißt es in dem Bericht weiter.
VOLVO – Sao Paulo: Die brasilianische Truck-Einheit des schwedischen Autobauers will mit Investitionen in Höhe von fast 300 Millionen den Lkw-Absatz ausbauen. Bis 2025 sollen 1,5 Milliarden Reais (283,36 Millionen Dollar) fließen, kündigte Volvo an. „Brasilien hat seine Position als zweitgrößter Lkw-Markt für Volvo in der Welt behauptet, selbst in einer Zeit, in der es aufgrund der Pandemie und Lieferkettenunterbrechungen Einschränkungen gab“, sagte der Präsident des Konzerns für Lateinamerika, Wilson Lirmann. Im Jahr 2021 verkaufte Volvo in Brasilien 21.800 Lkw, 45,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der brasilianische Lkw-Markt verzeichnete im gleichen Zeitraum ein Wachstum von 43,5 Prozent auf 128.700 Fahrzeuge.
Marktentwicklungen 3. Februar 2022
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