Frankfurt, 02. Sep – Der Streik der Lufthansa-Piloten hat am Freitag die Reisepläne Zigtausender Passagiere durchkreuzt. Die Lufthansa musste circa 800 Flüge streichen. Rund 130.000 Passagiere sind betroffen zum Ende der Sommerferien in mehreren Bundesländern. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte die Verhandlungen über höhere Gehälter für gescheitert erklärt und die mehr als 5000 Cockpit-Beschäftigten zum Ausstand gerufen. Alle Abflüge von Deutschland werden bestreikt, so dass an den Drehkreuzen Frankfurt und München der Flugplan weitgehend ausfällt. Die Lufthansa versucht, möglichst alle Fluggäste auf spätere Verbindungen, auf andere Airlines oder auf Zugfahrten umzubuchen.
Am Flughafen Frankfurt war die Lage ruhig, da die Reisenden tags zuvor informiert worden waren. Lufthansa-Kunde Dominik Kirschner bekam kurzfristig einen Ausweichflug, um nach Polen zu reisen. „Ein bisschen stressiger Tag“, sagte er. „Aber wir haben Glück gehabt.“ Eine Reisende aus Johannesburg mit Zwischenstopp in Frankfurt war ratlos, wie es nach Amsterdam weitergeht. Seit der Information über den Flugausfall dorthin habe sie von der Lufthansa noch nichts erfahren, sagte Liane Dickson. „Am Johannesburg Airport war Chaos, weil keiner wusste, ob er sein Gepäck nach Frankfurt oder Amsterdam aufgeben sollte und was als nächstes passiert.“
STREIK STÖSST AUF KRITIK
Es ist nicht der erste Streik, der die Lufthansa in diesem Sommer trifft: Vor einigen Wochen sorgte ein eintägiger Ausstand des Lufthansa-Bodenpersonals für mehr als 1000 Flugausfälle. Der Streiktag kostete die Lufthansa Finanzchef Remco Steenbergen zufolge 30 bis 35 Millionen Euro. Danach gelang in kurzer Zeit eine Einigung mit der Gewerkschaft Verdi. Im Tarifstreit mit den Piloten liegen die Sozialpartner der VC zufolge noch weit auseinander. Die Gewerkschaft pocht auf Reallohnsicherung in Zeiten hoher Inflation und Verbesserungen in der Tarifstruktur für Berufseinsteiger.
Rückwirkend zum 1. Juli sollen die Vergütungen um 5,5 Prozent steigen. Ab 2023 wollen sie einen automatischen Inflationsausgleich, der rückwirkend auf Basis der Jahresinflation mit einem Aufschlag ausgezahlt würde. Die Lufthansa bezifferte ihr Angebot bei 18 Monaten Laufzeit auf 900 Euro mehr Grundvergütung pro Monat. Die Einstiegsgehälter stiegen dabei um mehr als 18 Prozent, die oberste Gehaltsgruppe bekäme fünf Prozent mehr.
Der Ausstand der Piloten trifft bei manchen auf Verständnis, bei anderen nicht. Es sei notwendig gewesen, dass die Piloten mit dem Streik ein Signal setzen, sagte eine Reisende am Flughafen Frankfurt. „Die verdienen schon einiges, haben viel Verantwortung, ist vollkommen klar. Aber in der Hauptreisezeit ist schon heftig.“ Die Reisende Andrea Buchloh-Adler hält den sehr kurzfristig angekündigten Ausstand für nicht angemessen. „Piloten gehören nicht zu den Geringverdienern. Die sind mit Sicherheit jetzt im Moment nicht von Energiekrise und Inflation so hart betroffen wie viele andere Gruppen.“
Auch CDU-Chef Friedrich Merz kritisierte den Streik. „Deutschland ist in einer wirtschaftlich angespannten Lage. Der Tarifkonflikt muss am Verhandlungstisch ausgetragen werden und nicht auf dem Rücken der Reisenden“, sagte er der Zeitung „Rheinische Post“.
Lufthansa-Piloten im Streik – 800 Flüge abgesagt
Quelle: Reuters
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