Stockholm/Berlin, 06. Okt – Der Literatur-Nobelpreis geht in diesem Jahr an die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. Die für ihr autobiografisch geprägtes Werk bekannte Schriftstellerin wurde für ihren „Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Zwänge der persönlichen Erinnerung aufdeckt“ ausgezeichnet, wie die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Ihr Debüt gab Ernaux 1974 mit dem Roman „Das Ereignis“ zum Thema illegale Abtreibung, der erst vor zwei Jahren auf Deutsch erschien. Den Durchbruch erlangte die 82-Jährige dann mit „Die Jahre“, das 2008 in Frankreich publiziert wurde. Nach eigenen Worten ist die in der Normandie geborene Autorin eher eine „Ethnologin ihres selbst“ als eine Schriftstellerin der Belletristik. Ihre Bücher beziehen sich auf Grundsatzwerke von französischen Intellektuellen wie Marcel Proust und Pierre Bourdieu.
„Ihr Werk ist kompromisslos und in einer klaren, sauberen Sprache geschrieben“, begründet die Schwedische Akademie ihre Entscheidung. Ernaux offenbare mit Mut und Schärfe die Qualen der Klassenerfahrung sowie Gefühle wie Scham, Demütigung, Eifersucht oder die Unfähigkeit zu sehen, wer man sei. Damit habe sie „Bewundernswertes und Dauerhaftes“ geschaffen.
Mit der Verleihung steht Ernaux nun in einer Reihe mit Preisträgern wie etwa Thomas Mann (1929), Winston Churchill (1953), Pablo Neruda (1971), Toni Morrison (1993) und Bob Dylan (2016). Im vergangenen Jahr hatte der Schriftsteller Abdulrazak Gurnah aus Tansania den Preis „für seine kompromisslosen und mitfühlenden Werke über die Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals der Flüchtlinge“ erhalten.
Der mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (etwa 920.000 Euro) dotierte Preis ist die weltweit wichtigste literarische Auszeichnung. An wen der seit 1901 vergebene Preis geht, entscheiden die 18 Mitglieder der Schwedischen Akademie. Derzeit gehören ihr Schriftsteller, Sprach- und Literaturwissenschaftler, Historiker und ein prominenter Jurist an.
Literatur-Nobelpreis geht an Annie Ernaux
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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