Düsseldorf, 18. Mai (Reuters) – Die Krupp-Stiftung hält ungeachtet der jahrelangen Dividendenschwäche dem größten deutschen Stahlkonzern Thyssenkrupp die Treue. „Wir sind eine stabile, verlässliche Ankeraktionärin des Unternehmens“, sagte die Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Ursula Gather, am Dienstagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV). „Wir haben nicht vor, uns von unserem Anteil zu trennen.“ Die Stiftung ist mit 20,93 Prozent größter Einzelaktionär des immer wieder kriselnden Konzerns. Dieser hat für die vergangenen drei Geschäftsjahre keine Dividende gezahlt.
Für die gemeinnützige Stiftung sei die Beteiligung an Thyssenkrupp das einzige Asset, sagte Gather, die auch dem Aufsichtsrat angehört. Die Stiftung sei auf die Dividendenzahlungen angewiesen. Dank der Rücklagen könne sie wohl noch zwei, drei Jahre ausharren, ehe sie ihre Fördergelder von jährlich etwa 17 bis 18 Millionen Euro kürzen müsste. Für diese Summe benötige die Stiftung eine Dividende von 15 Cent je Aktie. Die Stiftung fördert Projekte in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur, Bildung, Gesundheit und Sport.
„Die Stiftung hat noch nie einen Anteil verkauft“, betonte Gather. Der Rückgang von einst 25,1 Prozent auf die jetzige Höhe sei auf zwei Kapitalerhöhungen zurückzuführen, bei denen die Krupp-Stiftung keine Aktien zeichnete. Die frühere Rektorin der Technischen Universität Dortmund steht seit 2013 an der Spitze der Stiftung. Damals trat sie die Nachfolge des im Alter von 99 Jahren verstorbenen Firmenpatriarchen Berthold Beitz an.
Mit Martina Merz als Vorstandsvorsitzende steht seit Oktober 2019 eine Frau ebenfalls an der Spitze des Konzerns. Merz verfolge umsetzungsstark ihre Ziele, sagte Gather. Sie unterstützt die gegenwärtig wegen der Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg ausgesetzten Pläne für eine Verselbstständigung der Stahlsparte ebenso wie den geplanten Teil-Börsengang der Wasserstofftochter Nucera. Merz derzeitiger Vertrag als Vorstandschefin läuft Ende März 2023 aus, so dass bald entschieden werden muss, ob und wie es weitergeht. Auf die Frage, ob sie eine Verlängerung des Vertrags von Merz begrüßen würde, entgegnete Gather: „Darüber muss der Aufsichtsrat entscheiden. Ich halte sehr viel von ihr.“
Krupp-Stiftung will bei Thyssen starker Ankeraktionär bleiben
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