Freitag, Dezember 27, 2024
StartBörseKroatiens Notenbank-Chef rechnet mit EZB-Straffungskurs auch nach März

Kroatiens Notenbank-Chef rechnet mit EZB-Straffungskurs auch nach März

Zagreb, 10. Feb – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird aus Sicht von Kroatiens Notenbank-Chef Boris Vujcic im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen auch nach März voraussichtlich weiter anheben. Anschließend sollten die Sätze dann noch für eine Weile auf hohem Niveau gehalten werden, selbst bei bereits sinkender Inflation, sagte Vujcic in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. „Es ist wahrscheinlich, dass wir nach März weitere Zinsschritte sehen werden, und ich würde die Frage des Endzinses auf später verschieben“, führte er aus. „Dann würde man normalerweise den Zinssatz für eine gewisse Zeit dort beibehalten, bis man sicher ist, dass die Inflation wieder den gewünschten Wert erreicht hat“, fügte er hinzu.

Die EZB hatte im Juli 2022 die Zinswende vollzogen und seitdem die Schlüsselsätze bereits fünf Mal in Folge erhöht um zusammengenommen 3,0 Prozentpunkte. Vor einer Woche auf ihrer ersten Zinssitzung 2023 setzten die Euro-Wächter die Zinsen wie zuvor im Dezember um einen halben Prozentpunkt hoch. Für das kommende Zinstreffen im März stellte EZB-Präsidentin Christine Lagarde zudem bereits einen weiteren Schritt nach oben um erneut einen halben Prozentpunkt in Aussicht. Was danach kommen soll, ließ die EZB bislang aber offen. 

Kroatien war zu Jahresbeginn als 20. Land der Währungsgemeinschaft beigetreten. Vujcic rückte damit als langjähriger Notenbank-Chef des Landes in den EZB-Rat ein, der über die Zinsen entscheidet. Der 58-jährige Wirtschaftswissenschaftler und Universitätsprofessor, der noch rund anderthalb Jahre Amtszeit als Notenbank-Gouverneur Kroatiens vor sich hat, nahm bereits 2022 an EZB-Sitzungen teil. 

Da die Energiepreise im Vergleich zu den Höchstständen 2022 inzwischen stark gesunken seien und die Lieferketten-Probleme nachließen, könne die EZB womöglich ihre eigenen Inflationsprognosen im nächsten Monat absenken, sagte Vujcic. Dies wäre dann aber kein Signal dafür, dass die Arbeit der Euro-Notenbank bereits erledigt sei. „Es besteht die Möglichkeit, dass die Gesamtinflation aufgrund verschiedener Faktoren viel früher als erwartet auf zwei Prozent sinkt“, sagte er. Die Gesamtinflation könne dann womöglich unter die sogenannte Kerninflationsrate sinken, ein Maß für die Teuerung, in dem die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert sind. Auch der niederländische Notenbankchef Klaas Knot hatte zuletzt auf diese Möglichkeit hingewiesen.

NOTENBANK-KOMMUNIKATION WIRD SCHWIERIGER

Dies liegt unter anderem daran, dass die wieder sinkenden Gaspreise die Gesamtinflation schnell nach unten ziehen könnten, während sich die Kerninflation etwa aufgrund der Lohnentwicklung und der Preissteigerungen im Dienstleistungssektor womöglich länger auf hohem Niveau hält. Für die EZB wäre das in der Kommunikation keine einfache Situation. Denn ihr mittelfristiges Stabilitätsziel von zwei Prozent Teuerung zielt auf die Gesamtinflation ab. Zugleich muss sie aber die Kerninflation im Blick behalten, da diese Volkswirten zufolge den zugrundeliegenden Preisdruck gut widerspiegelt.

„In diesem Fall muss die Geldpolitik restriktiv genug sein, um die Kerninflation nach unten zu drücken, was keine leichte Aufgabe ist“, sagte Vujcic. Denn dies würde eine relativ hohe Opfer-Quote (sacrifice ratio) bedeuten. Mit dieser Quote messen Volkswirte die ökonomischen Kosten, die mit der Inflationsbekämpfung verbunden sind. Sie ist tendenziell niedriger, wenn die Inflation von einem hohen Niveau kommend sinkt. In der Regel steigt sie in der letzten Phase der Inflationsbekämpfung an, wenn sich die Teuerung bereits dem Ziel nähert. Die Kommunikation der EZB ist Vujcic zufolge dann besonders gefordert: „Wir müssten der Öffentlichkeit erklären, warum wir den restriktiven geldpolitischen Kurs beibehalten, wenn die Gesamtinflation bereits gesunken ist.“

Kroatiens Notenbank-Chef rechnet mit EZB-Straffungskurs auch nach März

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Adri Marie auf Pixabay

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