Frankfurt, 12. Okt – Die Europäische Zentralbank (EZB) benötigt aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot noch mindestens zwei kräftige Zinsanhebungen, bis ein die Konjunktur weder antreibendes noch bremsendes Zinsniveau erreicht wird. Die EZB befinde sich mit ihren Zinsen noch weit unterhalb dieses sogenannten neutralen Zinsniveaus, sagte Knot am Mittwoch zu Bloomberg TV. Die Zinsen seien daher immer noch konjunkturantreibend.
„Wir müssen diese konjunkturantreibende Geldpolitik beenden,“ sagte er. Niemand wisse allerdings genau, wo das neutrale Zinsniveau liege. „Wir brauchen mindestens noch zwei weitere signifikante Erhöhungen, bis wir ungefähr in den Bereich der plausiblen Schätzungen für neutral eintreten,“ führte er aus.
Volkswirte gehen derzeit davon aus, dass das neutrale Zinsniveau beim Einlagensatz, dem aktuell wichtigsten Zins für die Finanzmärkte, etwa zwischen 1,5 und 2,0 Prozent liegt. Die EZB hatte den Satz zuletzt im September in einem ungewöhnlich starken Schritt um 0,75 Prozentpunkte auf nunmehr 0,75 Prozent angehoben. Die nächste Zinssitzung der EZB ist für den 27. Oktober geplant.
Die hohe Inflation werde nicht allein durch ein wenig Konjunkturabschwächung verschwinden, sagte Knot. „Das wird eine fortgesetzte Anstrengung von unserer Seite erfordern.“ Wie die US-Notenbank mit dem Thema einer Verringerung ihrer Anleihenbestände umgehe – in der Fachwelt als quantitative Straffung (QT) bezeichnet – sei ein Beispiel für die EZB.
„Ich denke ein Prozess wie QT sollte vorhersehbar sein, er sollte graduell sein, er sollte sogar ein bisschen langweilig sein“, merkte er an. Die US-Notenbank Fed sei dabei ziemlich erfolgreich gewesen. Die Währungshüter der EZB hatten kürzlich auf ihrem Treffen in Zypern erstmals über den Abbau ihrer durch die jahrelangen Anleihenkäufe auf fast neun Billionen Euro angeschwollenen Bilanz gesprochen.
Knot (EZB) – Notenbank braucht noch mindestens zwei „signifikante“ Zinsanhebungen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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